214,2857…?
Nein, nein. Obwohl es so aussieht, ist es keine mathematische Gleichung, sondern eine kleine Spielerei. Ich hatte heute nachmittag ein bisschen Zeit und wollte mal ein wenig mit ein paar klassischen („Vintage“) lichtstarken Normalobjektiven spielen.

An sich bin ich ja gar kein Freund von solchen „Objektivtests“ mit Blendenreihe und Crops aus der Mitte und den Ecken, die anscheinend zeigen, wie gut oder schlecht ein Objektiv ist. Ja, wenn ein Objektiv wirklich schlecht ist, dass sieht man das durch solche Tests und auch, wenn es gut ist. Doch um beurteilen zu können, ob ein gutes Objektiv besser als ein anderes ist, dazu sind solche „homemade“ Tests nicht geeignet. Zu groß ist der Einfluss des Nutzers, zu zahlreich die möglichen Unwägbarkeiten. Und wenn man mit viel Mühe beinahe Laborbedingungen schafft, was sagen dann diese Resultate aus? Viel mit der normalen Fotografie haben sie nicht zu tun.
Wie auch immer. Es kann schon Spaß machen, mal ein paar Objektive gegeneinander antreten zu lassen. Nicht mit dem Ziel, herauszufinden, welches „objektiv betrachtet“ 😉 das „Beste“ ist, sondern um zu erfühlen, welches mir persönlich am meisten zusagt. Dafür darf man nicht nur die Abbildungsleistung betrachten, vielmehr spielt die Haptik und durchaus auch das Aussehen des Objektivs eine Rolle. Ich nehme einfach ein Objektiv, das mir ganz subjektiv besser gefällt, öfters und lieber in die Hand als eines, das mir nicht gefällt.
Es treten also an:
- Pentax-A 1.4/50
- Olympus Zuiko OM 1.4/50
- Nikkor AI 1.4/50
- Canon FD 1.4/50 SSC
- Minolta Rokkor PF 1.4/58
- und ein Nikkor-SC 1.4/50 (eine Prä-AI Version als „Zugabe“. Mir ist erst später eingefallen, dass ich dieses Objektiv auch noch habe.)
Ich habe das gleiche Motiv vom Stativ aus jeweils bei Offenblende f/1.4, bei f/2.8 und bei f/5.6 fotografiert. Als Kamera habe ich eine Sony Alpha 7II verwendet – einfach eine super Kamera für die Verwendung von „Vintage“-Objektiven. Fokussiert wurde – natürlich – manuell per Fokus-Peaking.
Zunächst nun die Bilder. Per Click kommt man zu einer hohen Auflösung (3600 Px).
Blende f/1.4
Blende f/2.8
Blende f/5.6
Was sagen uns diese Bilder nun? Zum einen, dass man mit jedem dieser 50er wunderbar fotografieren kann!
An dieser Stelle könnte – und sollte vielleicht – dieser Artikel enden. Doch das würde ja keinen Spaß machen. So ein bisschen urteilen möchte ich doch schon. 😉
A. Das, wonach alle fragen… die Schärfe.
Es ist eigentlich unmöglich, eine klare Rangfolge zu erstellen. Zum einen, weil es bei der Beurteilung der Schärfe immer mehr auf die Präzision der Fokussierung ankommt als auf die Leistung und zum anderen, weil jedes dieser Objektive, ausnahmslos, scharf ist – auch schon bei Offenblende! Glauben Sie nicht? Schauen Sie sich die Fotos in groß an und suchen Sie den Schärfepunkt. Sie werden es sehen.
Die „Schärfetabelle“:
- Nikkor AI
- Canon SSC
- Olympus Zuiko
- Pentax A
- Minolta Rokkor
- Nikkor-SC
Wobei man sagen muss, dass die Unterschiede extrem gering sind und ich auch absolut daneben liegen kann, weil eben nicht immer exakt auf den gleichen Punkt fokussiert wurde. Abgeblendet sind alle extrem scharf. Da kann ich dann gar keinen Unterschied mehr feststellen.
B. Das, wonach auch alle fragen… das Bokeh.
Das ist mir eigentlich wichtiger als die Schärfe. Gleichzeitig ist es aber im höchsten Maße subjektiv, so dass es sehr gut sein kann, dass Ihre Einschätzung völlig anders aussieht.
- Minolta Rokkor
- Pentax A
- Olympus Zuiko
- Canon SSC
- Nikkor AI
- Nikkor-SC
Hier sind es für mich aber eher drei Stufen: das Rokkor hat das schönste Bokeh und das Nikkor-SC das, das mir am wenigsten zusagt, etwas zu „harsh“. Die anderen drei liegen eher auf einer Stufe. Ein Ranking würde da vermutlich bei jedem Fotomotiv anders aussehen.
C. Aberrationen
Das sind Abbildungsfehler, die bei derart lichtstarken Objektiven nicht zu vermeiden sind. Die Frage ist, stören sie oder nicht?
Ja, jedes dieser Objektive zeigt beispielsweise chromatische Aberrationen, das Nikkor AI, denke ich, die wenigsten. Doch bei keinem Objektiv sind sie störend. Daher also kein Ranking.
D. Aussehen
Das ist natürlich nochmals subjektiver als eine Bewertung des Bokehs. Wenn Sie mich in einem halben Jahr fragen (vielleicht sogar schon übermorgen) könnte meine Antwort ganz anders aussehen. Im Moment sieht es so aus…
Am schönsten finde ich das Minolta Rokkor.
Das Canon SSC, das Pentax A und das Nikkor AI gefallen mir sehr gut.
Das Nikkor-SC und Olympus Zuiko gefallen mir gut.
Schlecht finde ich, sieht keines aus.
E. Haptik
Dies ist auch sehr persönlich, aber vermutlich etwas weniger subjektiv. Wie fasst sich ein Objektiv an? Wie fühlt sich der Fokusring beim Drehen an? Wie rastet die Blende ein? Dabei spielt natürlich der Zustand des (wie in jedem der Fälle) gebrauchten Objektivs eine große Rolle. Das Ranking lässt sich also nur eingeschränkt verallgemeinern.
- Nikkor AI (Fokusring geschmeidig und gleichmäßig, Blende ein Traum)
- Minolta Rokkor (Fokusring geschmeidig und gleichmäßig, Blende sehr satt, etwas hakeliger als beim Nikkor AI)
- Olympus Zuiko (Fokusring geschmeidig und gleichmäßig, Blende sehr satt, Ring neigt ganz leicht zum Wackeln)
- Canon SSC (Fokusring geschmeidig und gleichmäßig, Blendenring wirkt etwas unsolide)
- Pentax A (Fokusring noch geschmeidig und gleichmäßig, insgesamt die größte „Plastikwirkung“ von allen)
- Nikkor-SC (Fokusring läuft etwas „trocken“ aber gleichmäßig, Blendenring etwas hakelig und vor allem laut)
Wie gesagt, es hängt stark vom Zustand ab und das Nikkor-SC ist das älteste der Objektive.
Welches ist denn nun insgesamt zur Zeit mein Lieblings-Objektiv?
Es gibt keinen eindeutigen Sieger. Wenn ich ein Ranking aufstellen muss, zu welchem Objektiv ich am ehesten greifen würde, dann etwa dieses:
- Minolta Rokkor PF 1.4/58
- Canon FD 1.4/50 SSC
- Nikkor AI 1.4/50
- Olympus Zuiko OM 1.4/50
- Pentax-A 1.4/50
- Nikkor-SC 1.4/50
Sehr vielsagend ist das nun nicht, nicht wahr? Wie eben alle solche „Objektivtests“. Es hat aber echt mal wieder, nach einigen Jahren (!), viel Spaß gemacht.
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