Ich mag es sehr, mit Objektiven zu spielen, die ein wenig „anders“ sind. Manche würde auch Vokabel wie „abgedreht“ oder „verrückt“ verwenden. Also für die Objektive, nicht für mich … hoffentlich. 😉
Lomography hat sowas im Angebot. Leider sind die i.d.R. echt teuer. Es gibt aber auch noch die amerikanische Firma „LensBaby“ (mit denen ich vor ein paar Jahren mal ein ausführliches Interview auf einer Photokina geführt habe). Die ziehen ihr Ding durch. Das finde ich großartig. Und inzwischen habe ich auch eine kleine Sammlung von „LensBabys“ hier stehen:


Das ist mein „ältestes“ LensBaby und vermutlich das, womit ich am wenigsten anfangen kann – zu unpräzise ist für meinen Geschmack die „Steuerung“ des Fokus über die verkippbare Balgen-Lösung. Dadurch wird es möglich, den Fokus so zu verschieben und einzugrenzen, wie es mit einem normalen Objektiv nicht erreichbar ist.
Das gleiche kann auch das Set aus
LensBaby Composer & Sweet 50 (und hier).

Allerdings lässt es sich durch eine Art Kugelmechanismus exakter steuern und vor allem bleibt die Optik in dieser Stellung. Spannend finde ich am Composer, dass er zum Optic Swap System gehört – eine wirklich großartige Idee: es lassen sich unterschiedliche Gehäuse (mit unterschiedlichen Funktionen) mit unterschiedlichen Optiken benutzen.
Die Abbildungsleistung (sofern man davon sprechen kann, denn sie ist ja gewollt zentral begrenzt) ist beim Sweet 50 deutlich besser als beim LensBaby 2.0. Dennoch hält sich die Verwendbarkeit auch beim Composer für mich in „Spiel“-Grenzen. Die Sweet 50 Optik allerdings finde ich ganz knuffig.
Viel mehr kann ich mit der Twist 60 Optik anfangen:
In einem beinahe „klassischen“ Gehäuse steckt hier ein Objektiv, das darauf ausgelegt ist, einen Swirl im Hintegrund (Bokeh) zu erzeugen. Dies kann wunderbar das Auge auf eine portraitierte Person lenken. Natürlich nützt sich so etwas schnell ab und es sollte daher nicht übertrieben werden, aber hin und wieder setzt man damit ein echtes Highlight.
Über die Blende lässt sich dieser Effekt sehr fein steuern.
Aber auch im „echten“ Leben, mag ich die Ergebnisse sehr gerne:

Mein jüngster Zugang ist das
Das schwerste und „professionellste“ (aber auch teuerste) meiner LensBabys konnte ich noch gar nicht richtig testen – zu wenig Zeit mal wieder. Es macht aber bisher einen ausgezeichneten und hochspannenden Eindruck.
Mit dem Burnside, das übrigens als 35er das einzige halbwegs weitwinklige LensBaby in meinem Set ist, lassen sich sowohl ein „swirly Bokeh“ (wie beim Twist) als auch eine Vignettierung über eine extra Blende steuern. Ja, richtig gelesen: das Burnside hat zwei interne Blendenmechanismen!
Interessanterweise erscheinen die Swirls nur, wenn man im richtigen Abstand zum (und den richtigen) Hintergrund fotografiert. Das muss man wissen. Das bedeutet aber auch, dass man damit ganz ohne Swirls fotografieren kann, wenn man denn möchte. Zentral ist das Burnside enorm scharf, zum Rand hin verliert es deutlich an Schärfe. Das ist so gewollt und lässt sich durch Abblenden etwas beheben. Ein extra Schieber reguliert die Vignettierung.
Sowohl die abnehmende Schärfe nach außen hin und die hier leichte Vignettierung machen es möglich, trotz der 35mm bei einem Portrait die Betonung auf die abgebildete Person zu setzen:

Wenn man möchte, lässt sich die Vignettierung auch auf „stark“ einstellen:

Übrigens, da wo es scharf sein soll, ist das Burnside scharf:

Das ganze macht es zu einem wirklich vielseitigen Objektive für kreative Einsätze, das ich künftig sicher öfters an der Sony A7II haben werde.
The Phoblogapher hat zu diesem Objektiv einen Review verfasst.
Und auf Flickr gibt es eine Galerie mit Fotos, die mit dem Burnside 35 gemacht wurden:
Ich bin auf jeden Fall froh, dass es solche Objektive gibt, denn es macht einen Heidenspaß, solche Effekte bereits beim Fotografieren zu bedenken und zu erreichen und nicht erst in der Bearbeitung. Danke an LensBaby für euer Engagement. Weiter so!
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>> Hier << kommen Effektlinse in einem weiteren Artikel vor.
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