Handwerker und Künstler

7art
1.4/28, 2.0/35, 1.1/50 (an der M) und 1.25/75 von 7artisans

Regelmäßige Besucher haben sicher schon mitbekommen, dass ich ein Leica-Fan bin (nein, kein „Fanboy“, ich erlaube Kritik 😉 ). Ich mag auch – natürlich die Leica-Objektive sehr. Die sind wirklich absolute Spitzenklasse.
Doch auch Objektive von Zeiss für die M (von denen ich leider keine selbst besitze, wohl aber schon öfters damit fotografiert habe) oder Voigtländer für M sind ausgezeichnete Objektive, hervorragend verarbeitet und sehr leistungsfähig. Immer wieder erscheint mal eine andere Marke. Von HandeVision habe ich ein Iberit 2.4/24 und das spielt ebenfalls in der Voigtländer-Liga mit.
Seit einiger Zeit drängen aus China neue M-Objektive auf den Markt, die den Namen „7artisans“ oder neuerdings auch „TTartisan“ tragen. Zunächst belächelt als minderwertige Kopien, hat so ziemlich jeder, der selbst eines ausprobiert hat, erstaunt geschaut ob der beeindruckenden Verarbeitungsqualität und auch der Leistung.

1435dcc
TTartisan 1.4/35

Wenn man sie in den Händen hält fühlt man wahrlich keinen Unterschied zu einem Zeiss beispielsweise. Das ist kein „China-Billigkram“! Dass diese Objektive zu den aufgerufenen Preisen gehandelt werden, ist aber wirklich erstaunlich. Es ist mir allerdings völlig schleierhaft, wie das möglich ist. Diese Objektive können nicht in Sweatshops zusammengebaut werden, dafür sind sie zu hochwertig und das Material muss ja auch bezahlt werden. Vergleichsweise niedrige Löhne und extrem hohe Stückzahlen müssen der Grund sein, vielleicht ja auch eine staatliche Subvention? Aber das ist nur eine mögliche Vermutung. Ich habe keinerlei Hinweis darauf gefunden.

Ein Grund, warum Leica-Objektive so teuer sind, ist – neben den hohen Herstellungskosten in Deutschland – die extrem aufwändige Justage, damit ein Objektiv perfekt mit dem Messsucher harmoniert. Das ist essentiell. Diese Justage geschieht in China bei DJ Optical – so die Aufschrift auf den Objektiven – wohl nicht so exakt, sondern nur nach Standardverfahren. Da die Menschen dort dies aber wissen, konstruieren die ihre Objektive so, dass eine individuelle Justage durch den Nutzer erfolgen kann. DJ Optical legt dazu sogar ein passendes Werkzeug (einen kleinen Schraubendreher) und je nach Modell ein Messblatt bei. Ich habe das nun bei drei meiner 5 Objektive machen müssen, da sie ein ganz klein wenig neben dem Messsucher lagen. Das 35er und das 50er haben direkt gepasst. Diese Justage ist ein wenig aufwändig, man benötigt etwa 15 bis 30 Minuten und am besten eine justierte digitale M-Kamera, sie ist aber recht leicht machbar. Und danach passt der Fokus haargenau. Das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich für derart günstige Preise solche Objektive bekomme. Und wer keine digitale Leica hat? Ich habe mit der M6 die Erfahrung gemacht, dass auf Film dieser winzige Fehlfokus gar nicht so sehr ins Gewicht fällt als dass er störend bemerkbar würde.

Wer stellt nun diese Objektive her? Und ist „7artisans“ das gleiche wie „TTartisan“? Immerhin tragen beide Marken den Aufdruck „DJ Optical“. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen im Netz. Einmal heißt es, es seien unterschiedliche Firmen aber der gleiche Hersteller, dann wieder, dass es alles eine Firma ist, die unter verschiedenen Namen verkaufen und gelegentlich, dass DJ Optical Objektive von unterschiedlichen Herstellern gebaut werden. Einige sprechen sogar von einem Lesefehler bei der Übersetzung. Davon kann aber wohl kaum ausgehen.

Auf eine Anfrage bei TTartisan erhielt ich folgende Antwort:

TTArtisan and 7Artisans are two different companies. Some of the components are from the same supplier. Therefore, there’s ‚DJ Optical‘ on the lenses.

Könnte also auch sein, dass vielleicht noch ein weitere Spieler mit „artisan“ im Namen im Spiel auftaucht. Wer weiß das schon?

Hier verlinke ich auf zwei externe Seiten, auf denen man etwas über die Geschichte von 7artisans lesen kann. Interessant ist, dass auch als „Projekt“ bezeichnet wird.

Bei 7artisans selbst.

Bei B&H.

Es gibt nicht nur Objektive für die Leica M von diesen Marken, sondern auch viele für unterschiedliche spiegellose Systemkameras. Doch ich beschränke mich auf die M-Objektive, da sie nicht nur an meinen Leicas nutzbar sind, sondern auch hervorragend auf Spiegellose adaptiert werden können.

Das 21er ist mir im Zugang. Nur das 11er lasse ich außen vor. Das ist ein Fisheye – und meine Fisheye-Zeiten sind vorbei. (Bis auf die lomographische Version.)

Wie auch immer, ich bin froh und dankbar, dass es diese Objektive gibt, denn so kann ich mir auch als Lehrer erlauben, einen größeren Objektiv-Fuhrpark für meine Leica hier zuhause zu haben. Bin ja schließlich weder Investment-Banker noch Zahnarzt. 😉