Außen hui und innen pfui?

Um es kurz zu machen: Ja, dieser Spruch passt ziemlich gut – leider.

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Kodak SLICE mit internem 5fach Zoomobjektiv von Schneider-Kreuznach 

Manchmal stolpert man über ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, obwohl man den Artikel gar nicht gesucht hat. Wenn man zum Beispiel eine sehr elegant aussehende Digitalkamera mit einem beinahe einzigartigen Bedienkonzept und sich gut anhörenden Parametern voll funktionsfähig für einen Preis bekommt, der nicht einmal für eine Kiste Bier reichen würde, dann greift man schonmal zu. Alleine schon, um dem Spieltrieb mal wieder etwas bieten zu können.

Ein Objektiv von Schneider-Kreuznach. Klingt gut.
Eine Begrenzung sowohl auf einen 5fach Zoom als auch auf 14 Megapixel. Klingt auch gut.
Eine Bedienung komplett (bis auf Anschalter, Auslöser und Zoomwippe) über Touchscreen. Klingt spannend.

Dazu kommt dann noch ein Äußeres, das man durchaus als gelungen bezeichnen kann: schmal, kompakt und in einem elegant wirkenden Champagner-Silber.

Im Grunde bedient sich die kleine Kodak beinahe wie ein Handy, bietet aber einen optischen 5fach Zoom (von 35 bis 175mm), der intern in der Kamera zoomt. Es wäre also eine nette, kleine Kamera, die man aufgrund ihrer abgerundeten Ecken gut in ein Tasche stecken könnte, um sie „immer dabei“ zu haben. Das Problem ist aber, dass sie nicht so viel Spaß macht wie erhofft. Das liegt vor allem an zwei Gründen:

  1. Sie ist träge.
  2. Die Bilder werden nicht wirklich gut.

Das sind zwei wichtige Punkte, nicht wahr?

Warum bezeichne ich die Kamera als träge? Nun, es reagiert jede Eingabe per Touchscreen leicht verzögert. Gerade so, dass man es bemerkt. Sicher, die Kamera ist von 2010. Doch auch damals gab es Handys, die bedeutend schneller waren. 2010 gab es zum Beispiel das iPhone 4.
Gut, jetzt nutzt man die Einstellungen ja nicht ständig und man könnte damit ja noch leben. Eine deutlich verzögerte Fokussierung und Auslöseverzögerung stören da schon eher. Immerhin startet die Kamera recht flott. Beinahe überraschend.

Der zweite Aspekt wiegt noch schwerer. Wir reden hier schließlich um eine Kamera und da spielen die Fotos, die sie macht schon eine Rolle.

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Die Belichtung hier im Beispielbild ist ja noch ganz ok. Man erkennt aber auch den eingeschränkten Dynamikbereich des Sensors, denn an diesem Tag war der Himmel grau und eingetrübt. Zu den Überstrahlungen in den hellen Bereichen hätte es nicht kommen müssen.
Wenn die Schärfe hier in der kleinen Auflösung noch ganz gut wirkt, sieht das in der 100%-Ansicht schon ganz anders aus:

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Dieser Bildbereich zeigt den Fokuspunkt! Da ist nicht wirklich etwas scharf. Die Struktur der Blätter geht völlig verloren und es rauscht gewaltig, trotz ISO 400. (ISO 200 ist nur unwesentlich besser und selbst bei ISO 100 erkennt man Rauschen.)

Sorry, aber das kann so ziemlich jedes moderne Handy besser.

Also, taugt die Slice nur zur Entsorgung? Nein. Man kann tatsächlich Fotos mit ihr machen und wenn man sich auf ISO 100 begnügt – und auf gutes Wetter hofft, denn das Objektiv ist mit 1:4.8 bis 1:5.2 nicht gerade lichtstark – dann reichen die Bilder auch, um sie auf Facebook o.ä. zu zeigen. Und immerhin verschwindet die Kodak in der Tat beinahe unmerklich in einer Hosen- oder Jackentasche.
Aber gezielt danach suchen muss man auf Online-Auktionen auch nicht. 😉

Einen Mini-Review finde Sie hier.