Es mag ja tatsächlich noch den einen oder anderen geben, der mit einer Nikon1-Kamera fotografiert. Hmm… das klang jetzt viel böser als es gemeint war! Die kleine Nikon hat nie eine große Bedeutung im Markt der „Spiegellosen“ gehabt. Vielen war der CX-Sensor einfach zu klein mit seinem „2,7fach Crop“. Da halfen auch die zahlreichen Modellversionen nichts. Daher sieht man nur selten einen Nikon1-Fotografen.
Allerdings ist das System besser als sein Ruf, die Kameras waren nur viel zu teuer. Ich hatte mal ein nettes Set der ersten Generation, eine Nikon1 V1 (die nach einer Weile für die Hälfte der UVP zu bekommen war), das richtig gute 18,5mm „Normalobjektiv“ sowie zwei Zooms, das 10-30 und das 30-110. Der AF war damals m.E. sensationell schnell. Das alles habe ich wieder verkauft, weil ich es kaum mehr genutzt hatte und das Geld für eine andere Anschaffung gebrauchen konnte.
Was allerdings nicht zu verachten war: dieser recht kleine Sensor eignet sich toll, um „C-Mount“-Filmobjektive zu verwenden, deren Bildkreis häufig zu knapp ist für einen µ4/3-Sensor, geschweige denn APS.
Blöderweise kann die Nikon1 nicht mit Objektiven „messen“, die keinen Chip haben. Was sich Nikon dabei gedacht hat, kann ich mir bis heute nicht erklären. Doch auch dafür gibt es „Work-arounds“.
Nun gut, zurück zum eigentlichen Anlass für den Artikel…
Inzwischen gibt es die erste Genration, vor allem die J1 ohne Sucher, für wirkliche kleines Geld gebraucht zu kaufen. Dies war auch der Grund, warum ich mir erst kürzlich eine solche Nikon1 J1 besorgt habe – und die Tatsache, dass man mit dieser Kamera sehr coole Zeitlupenaufnahmen machen kann. 😉
Außerdem habe ich ein paar wirklich gute C-Mount-Objektive hier, die ich mal wieder verwenden wollte.
Die J1, in schnuckeligem Weiß, hat mich nur denen Gegenwert von zwei Kisten Bier gekostet – und das in einem sehr gute Zustand!
Das weiße 10-30 war allerdings nicht dabei. Die 1Nikkor-Objektive sind auch gebraucht noch ziemlich hochpreisig, vermutlich gerade weil nicht so viele auf dem Markt sind. Aber mit ein bisschen Geduld findet man eines, das deutlich im zweistelligen Bereich bleibt.
Nun, das ist nun also eine Kamera, die in etwa eine Brennweite von 28 bis 80mm (Kleinbilld) bietet und das bei einer nicht wirklich beeindruckenden Lichtstärke.
Wenn aber die C-Mount-Linsen ins Spiel kommen, lässt sich solch ein Set wunderbar komplettieren:

Das Schneider-Kreuznach Xenoplan 1.7/17 und das Cosmicar/Pentax 1.4/25 genießen völlig zu recht einen ausgezeichneten Ruf unter Fans und sind nicht ganz so günstig zu finden. Doch auch hier gilt: Geduld lohnt sich. Ich habe die beiden Objektive schon seit einigen Jahren und bisher immer der Versuchung widerstanden, sie zu verkaufen.
Die fernöstlichen „TV Lens“-Modelle, manchmal unter dem Label „Fujian“ angeboten hingegen kosten nur um die €30,- pro Stück. Und meine neueste Errungenschaft ist das „Risespray“, relativ groß für ein C-Mount-Objektiv aber auch überrraschend gut. Gut verarbeitet macht es richtig Spaß, dieses lichtstarker 35er.
Dieses Set entspricht (auf Kleinbildgerechnet) etwa folgendem:
- 1Nikkor 3.5-5.6/10-30 VR (~ ca. 28-80mm KB)
- Schneider-Kreuznach Xenoplan 1.7/17 (c-mount ~ ca. 45mm KB)
- Cosmicar/Pentax TV Lens 1.4/25 (c-mount ~ ca. 70mm KB )
- TV Lens 1.4/25 (c-mount ~ ca. 70mm KB )
- Risespray 1.6/35 (c-mount ~ 95mm KB)
- TV Lens 1.4/50 (c-mount ~ 135mm KB)
Mit ein bisschen Geduld und Suchen lässt sich das komplette Set (Kamera + Objektive) für unter €300,- finden.
Auch wenn ein starker Weitwinkel fehlt (dann wird es nämlich doch teuer!) ist das ziemlich komplett. Den Telebereich kann man, wenn man denn möchte, sehr leicht nach oben durch ein günstiges M42 135er KB-Objektiv (oder so) ergänzen.
Wer nicht in Kauf nehmen möchte, mit den C-Mount-Objektiven im M-Modus fotografieren zu müssen, der kann sich in Fernost einen Chip-Adapter besorgen, welcher der Kamera vorgaukelt, es sei ein Nikkor-Objektiv dran. Dann klappt auch der A-Modus.
Ich halte die Nikon 1 – Serie, wie ich gerade hier geschrieben habe ( http://linsen-suppe.de/blog-20171227-nikon-1v1-in-2017 ), für sehr unterschätzt.
60 Fotos in der Sekunde, superschneller Autofokus und eine minimale Belichtungszeit von 1/16.000s sind auch in 2018 noch eine Spitzenleistung.
Mario
Wohl war! Sehr interessante Seite, die Linsen-Suppe. Da werde ich mich mal etwas mehr umschauen. 🙂