Meine manuellen Objektive des Jahres 2015

Kommen wir nun also zu meinen im Jahr 2015 bevorzugten manuell zu fokussierenden Objektiven.
Zunächst dachte ich, die Wahl würde mir deutlich schwerer fallen (habe ich doch so viele sehr, sehr gute manuelle Objektive), doch nachdem ich kurz nachgedacht hatte, kristallisierten sich recht schnell ein paar Objektive heraus, die sich von den vielen anderen absetzen konnten. Allerdings war es dann unter den „besten 7“ ein enges Rennen, das in einer Führungsgruppe aus 4 Objektiven und eine Verfolgergruppe aus 3 weiteren endete.

Die Verfolger (und damit die Plätze 5, 6 und 7) setzen sich zusammen aus dem Voigtländer Ultron 2.0/28 (M-Bajonett), dem Voigtländer Color-Heliar 2.5/75 (M39) und dem SMC Pentax-A 1.4/50 (vor allem in Kombination mit dem Zhongyi „LensTurbo“ an der X-T1). Dies sind alles ausgezeichnete Objektive, deren Verarbeitung, Haptik und Leistung kaum Wünsche offen lassen. Und dennoch wurden sie von vier weiteren Objektiven auf die Plätze verwiesen:

Platz 4 (ausnahmsweise schließe ich die „Blech“-Medaille mit ein) erreicht ein Objektiv, das ich erst gegen Ende des Jahres so richtig kennenlernen durfte, das Nikkor 2.5/105. Dieses kurze Tele fasziniert mich jedes Mal, wenn ich es an einer Kamera habe. Egal, ob ich es an der Nikon Df, an der Nikon D7000 oder adaptiert an der Fuji X-T1 nutze, es zeigt immer wieder seinen ganz speziellen Charakter, eine Mischung aus klassischer Anmutung und moderner Leistung.

Auf dem 3. Platz landete ein Objektiv, das ich mir schon seit langer Zeit gewünscht habe, das ich aber erst im Spätsommer 2o15 (sozusagen als verfrühtes Weihnachtsgeschenk) bekam, das Leica Summicron-M 2.0/50 (IV). Die 4. Version des 50er Crons ist genau die, die ich gesucht hatte, weil sie in meinen Augen die optimale Kombination aus Charme, Abbildungsleistung und Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Und wahrlich, das Objektiv hat meine hohen Erwartungen nicht enttäuscht. Ganz gleich, ob ich es an der X-T1 adaptiert nutze oder an der Leica M8 bzw. an der M6 direkt, es begeistert.

Ganz knapp vor dem 50er schiebt sich das Leica Summicron-M 2.0/90 auf den 2. Platz, das ich kurz vor dem 50er, im Frühsommer 2015, fand. Es ist nicht die „APO“-Version und gilt daher als „nicht so scharf„. Diese Aussage klingt aber völlig verfälscht, denn über die Schärfe, die dieses „alte“ 90er erreicht, wäre so ziemlich jedes andere Objektiv dankbar! Es ist definitiv scharf genug – auch bei Offenblende – und zeigt gleichzeitig einen Charme, der mich immer wieder mit offenem Mund vor den Fotos sitzen lässt. Das Bokeh und vor allem der Übergang von der Schärfezone in die Unschärfe ist so angenehm und voller Schmelz. Die Art der Freistellung lädt einfach dazu ein, das Objektiv immer wieder nutzen zu wollen. Seitdem ich das 90er Cron habe, fristet mein (auch schon sehr gutes) 90er Elmarit ein Vitrinendasein. Schade eigentlich, aber wie heißt es so schön? „Des Bessere ist des Guten Feind.“

Diese Bilder meiner Mutter sind mit dem Summicron 90 an der Leica M8 (links) und an der Fuji X-T1 (rechts) entstanden.

(Vor einigen Wochen habe ich im Auftrag einer netten Bekannten zwei sehr ähnliche Versionen des 50ers und 90ers verkauft. Das konnte ich sehr guten Gewissens machen, da ich wusste, welch ausgezeichnete Linsen das sind.)

Wenn diese beiden Leica-Objektive auf dem 2. und 3. Platz landen, welches Objektiv kann den noch besser sein??
Nun, ich muss gestehen, es war nicht das „gut oder besser“ ausschlaggebend für die Verteilung unter den ersten drei Plätzen, sondern die im Endeffekt die Vielseitigkeit. Ein 90er, so toll es auch ist, bleibt als kurzes Tele für Portraits prädestiniert, einige Fotos kann man damit nicht machen. Die schon sehr vielseitige Brennweite 50mm wird ein wenig durch die Sensorgröße relativiert, die ich damit nutzen kann. An der Fuji wirkt es wie ein 75er und an der M8 wie ein „66er“ und somit auch wie ein kurzes Tele.

Mein „Manuelles Objektiv des Jahres 2015“ wurde daher ein 35er. Den ersten Platz konnte sich das Nikkor AI 1.4/35 sichern.

1435
Nikkor AI-S 1.4/35 an der Nikon Df (Foto: Sony Xperia Z3)

Auch dies ist ein Objektiv, das ich schon seit langem gerne gehabt hätte, all den Verrissen im Netz zum Trotz und auch dieses Objektiv konnte ich erst im Sommer 2015 meiner Ausrüstung hinzufügen. Seitdem ist es eigentlich immer, wenn ich die Nikon Df einpacke, mit in der Tasche. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass ich die Nikon einmal ohne dieses 35er mit hatte. Das zeigt wohl schon, wie sehr ich davon begeistert bin, übrigens ganz besonders an der Df! Denn an der D7000 ist es zwar auch sehr gut, doch das Spezielle der Linse kommt an einem APS-Sensor nicht so zum Tragen.
Ja, das 1.4/35 ist nicht perfekt. Ja, es zeigt bei Offenblende ein paar Einschränkungen („Coma“). Ja, die Bokeh-Highlights könnten weicher sein (das Bokeh ist sehr cremig für ein Weitwinkel). Aber all das sind „Makel“, die ich nicht als solche sehe. Da setzt der berühmt-berüchtigte Ken Rockwell andere Prioritäten als ich, und wissen Sie was? Damit kann ich sehr gut leben! 😉
Es ist zwar eine mutige Aussage – gerade vor dem Hintergrund meiner Faszination für Leica – aber wenn ich nur eine Kamera und nur ein Objektiv behalten dürfte, dann wäre es die Nikon Df und das Nikkor AI 1.4/35. Rumms! Das hat gesessen. (Ich möchte mich hier in aller Öffentlichkeit bei all meinen anderen ausgezeichneten Kameras und Objektiven entschuldigen. Aber mit Wahrheiten muss man umgehen können.)

Voigtländer, Voigtländer, Pentax als Verfolger und Nikkor, Leica, Leica und Nikkor als Siegergruppe. Schält sich da etwa ein Muster heraus? Es scheint so. 😉

Eine lobende Erwähnung findet an dieser Stelle auch ein Objektiv, das hier nur ausser Konkurrenz mitspielen darf, da es kein Wechselobjektiv ist. Dennoch möchte ich es herausstellen, denn es hat das absolut verdient: das Fujinon 3.5/90, das fest an der Fuji GW690 verbaut ist, darf definitiv in einem Atemzug mit den oben gelisteten Objektiven genannt werden.

2 Gedanken zu “Meine manuellen Objektive des Jahres 2015

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