Lieblingsfilme und Lieblingsentwickler?

Durch den Spürsinn-Blog und den beiden Artikeln dort, in denen gefragt wird, warum ein S/W-Fotografen einen Lieblingsfilm bzw. einen Lieblingsentwickler haben, fing ich an, genau über diese Frage nachzudenken. Habe ich auch einen Lieblingsfilm? Und einen Lieblingsentwickler?

Nicht wirklich, denn ich nutze verschiedenen Filme gleich gerne und probiere auch unterschiedliche Entwickler aus. Bisher habe ich meine S/W-Filme in „HCD“ der ersten Generation (womit ich absolut nicht warm wurde) sowie in Kodak D-76 (den ich sehr mag) und in Adonal (einer Rodinal-Kopie von Adox, die sich aufgrund der zuverlässigen und scharfen Ergebnisse sowie der wunderbar langen Haltbarkeit zu meinem derzeitigen Favoriten entwickelt 😉 hat) gebadet. Neu habe ich den Tetenal Paranol S hier, der aber im Grund auch nichts anderes als eine weitere Rodinal-Kopie ist. Sobald mein Adonal aufgebraucht ist, werde ich mich mal mit dem JOE von Spürsinn beschäftigen, dessen Beschreibung sich wirklich interessant anhört.

Unter den Filmen, die ich bisher in Eigenentwicklung genutzt habe, sind der Tri-X und der T-MAX von Kodak, Kentmere 100 und 400, Ilford HP5+, Rollei R³ 400, eine Filmkonfektionierung namens „gp 400“, Agfa APX (neu und alt) sowie ein paar weitere. Bis auf den „gp 400“, der mich nicht überzeugen konnte, haben mir alle Filme sehr gut gefallen. Rodinal-Versionen bringen das Korn deutlicher hervor, entwickelt aber auch schärfer als der D-76. Da ich Kontrast ebenso mag wie ein schönes Korn, bin ich von den Ergebnissen im Adonal-Bad sehr angetan. Aber weil der „JOE“ eine Schärfeentwicklung mit einem relativ feinen Korn verbinden soll, hört er sich so spannend an. Wenn das stimmen sollte, wäre das beinahe sowas wie die Quadratur des Kreises für FineArt. (Gleiches soll wohl auch für die 3. Generation des HCD gelten, doch der JOE bietet gleich noch eine 12-Monatige Haltbarkeit.)

Ich experimentiere auch gerne mit unterschiedlichen Temperaturen (wobei der D-76 dabei deutlich toleranter ist als Adonal, den man m.E. nach am besten bei 20°C nutzt) und unterschiedlichen Entwicklungszeiten. Tendenziell gefallen mir die Ergebnisse am meisten, wenn ich ein klein wenig an Entwicklungsdauer draufgelegt habe – also z.B. 12:30 min statt genau 12. Denn nichts ist in meinen Augen unschöner als nicht durchentwickelte Negative.

Warum habe ich keine Lieblinge? Vermutlich weil ich noch in einer Findungsphase bin. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein S/W-Fotograf nach einigen Jahren sowohl seinen favorisierten Entwickler als auch seine beiden Lieblingsfilme (vielleicht einen ISO 100 und einen ISO 400) gefunden hat und sich dann weitgehend darauf beschränkt, weil er diese Kombination sozusagen „blind“ kennt und sich auch die Ergebnisse absolut verlassen kann. Wenn man wichtige Fotos macht, ist dies wahrscheinlich optimal. Ich hingegen bin froh, noch auf der Spielwiese der S/W-Entwicklung herumzutollen. Da warten noch so viele Abenteuer, die alle erlebt werden wollen. 😉

Wie sieht das mit Ihnen aus? Haben Sie „Lieblinge“?

 

12 Gedanken zu “Lieblingsfilme und Lieblingsentwickler?

  1. Rainer

    Es war wohl noch in den 60er Jahren, da waren wir, ein alter Freund (jetzt Fotoprofi) und ich, bei LEITZ (nicht Leica AG) im Stammhaus in Wetzlar. Bis wir empfangen wurden, mussten wir in der Lobby etwas warten. An einer Wand hing ein riesengroßes SW-Foto, ein Portrait eines Eskimos, dass Gesicht umrahmt von einem Pelz. Auf dem knackscharfen Leica KB-Foto konnte man u.a. jedes Härchen des Pelzes erkennen! Wir haben dann natürlich danach gefragt, mit welchem Film und Entwickler diese riesige Foto entwickelt (nicht gedruckt) wurde! Antwort: KODAK Tri-X 400 in 1:100 Agfa RODINAL entwickelt! Natürlich, aus der Entfernung wirkte das Foto knackscharf, aber für ein KB-Film war die Abbildungsqualität, die natürlich als LEICA-Werbung gedacht war, schon sehr beachtlich!

    Mein Freund und ich, wir haben dann den Qualitäts-Unterschied des in Frankreich produziert KODAK Tri-X 400, mit der besseren Original-Version aus Rochester U.S.A. feststellen können.

    Ja ja, lang‘ lang‘ ist es her!

  2. Rudolf

    Hallo Carsten,
    aus meiner analogen Vergangenheit kann ich Dir noch drei Entwickler empfehlen:
    – Tetenal Emofin (2-Stufen-Entwickler – feines Korn, höhere Empfindlichkeit)
    – (Agfa) Atomal (feines Korn, leicht erhöhte Empfindlichkeit insbesondere bei Agfapan o.Ä. zu empfehlen)
    – Kodak HC110 (nicht so feines Korn, Tri-X „kommt verdammt gut“)
    Tipps: Ilford FP4, 250ISO, Emofin 3+3min / Agfapan 100, 160ISO, Atomal (Zeit nach Vorgabe) / Tri-X 800ISO, HC110 (Zeit nach Vorgabe)
    Viel Spaß + LG
    Rudolf

    1. Danke, Rudolf. Auf einen 2-Stufen-Entwickler habe ich so gar keine Lust, obgleich mir eine Idee im Kopf herumschwirrt, der ich mich demnächst wohl mal annehmen werde. 😉
      Den HC-110 muss ich wohl mal ausprobieren, so wie davon geschwärmt wird.

      Als ich anfing, S/W selbst zu entwickeln – das war im Jahr 1990 als ich als freier Mitarbeiter für eine Lokalzeitung arbeitete – fotografierten wir eigentlich ausschließlich auf HP5+ und entwickelten in einer Adonal-Suppe. Der Film hat unglaublich viel verziehen und der Entwickler relativ flott und hoch zuverlässig gearbeitet. Da ging es nicht um „Fine Art“, sondern um eine schnelle Verfügbarkeit im Tagesgeschäft. Fixiert wurde für 4-5 Minuten im Schnellfixierer, dann Trockenschrank und ab unter der Vergrößerer. Hach, da kommen nostalgische Gefühle hoch…

  3. Hallo Carsten,

    ich entwickle meist mit Adonal 50+1 bei 20°. Wenn es mal etwas feinkörniger werden sollte, habe ich auch schon XTOL genutzt.
    Mein Problem ist, dass ich auch mal ein paar Wochen nicht entwickle, weshalb ich einen möglichst haltbaren Entwickler brauche. Da ich schönes Korn und eine möglichst einfache Handhabung mag, ist Adonal mein Favorit.

    Meine meistgenutzten Filme sind von Kodak T-MAX 400, T-MAX 100 und TRI-X 400. Die T-MÄXE werden mit Rodinal ja nicht unbedingt empfohlen, aber mir gefällt der Look. Zumal ich die Bilder sowieso noch digital weiterverarbeite.

    Viele Grüße, Heiko

  4. Dirk Oestreich

    Für den „alten“ (also den deutschen) Agfa APX 100 nutze ich auch gerne Adonal (meist 1+50). Den „neuen“ Agfaphoto APX 100 new (woher auch immer der kommen mag) habe ich auch mal mit Adonal getestet, dann aber für etwas zu körnig befunden. Mit D76 (1+1) kommt er meiner Meinung nach ganz ok.

    Ansonsten Tri-X 400 mit D76 (1+1) oder – wenn es körnig werden soll – in Adonal (1+50). Gerne auch Kentmere 400 oder Fomapan 400 in D76 (1+1).

  5. Meine lieblingskombination ist Ganz langweilige tri-x 400 in Kombination mit dem xtol. Dann wird aber meist noch gepusht. Der xtol hält übrigens ewig. Viel Spaß beim Entwickeln. Viele Ygrüße Yjürgen