Eine „perfekte“ Kamera?

Sowas gibt’s doch gar nicht! Oder? Na ja, es scheint aber Kameras zu geben, die kommen da sehr nah‘ dran.

Ich habe für mich selbst „meine perfekten“ Kameras ja schon gefunden – doch darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. Es geht vielmehr um eine Kamera, die – so kommt es mir nach ein paar Tagen „Testzeit“ vor – so ziemlich alles kann – und zwar sehr, sehr gut.

Und dennoch ist es bisweilen seltsam. Da nutzt man eine Kamera, die exzellent verarbeitet ist, gut in der Hand liegt, absolut zuverlässig funktioniert, einen enorm schnellen AF hat, deren Sensor ausgezeichnete Ergebnisse produziert, die überaus vielseitig ist und sogar eine umwerfend gute Videofunktion hat – und doch will der Funke nicht so ganz überspringen. Ich weiß wirklich nicht, woran das liegt. Aber der Reihe nach…

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Vor etwa zwei Wochen bekam ich die Gelegenheit, eine Olympus OM-D E-M1 zu testen. Als ich sie auspackte, gefiel sie mir auf Anhieb. Sie sieht richtig gut aus und fasst sich hervorragend an. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig. Sowas merkt man z.B. an solchen „Kleinigkeiten“ wie dem Deckel für das Speicherkartenfach. Viele Kamerahersteller sparen da (so leider zum Beispiel auch Fuji mit der X-T1, die ja durchaus auch zumindest im „Semi-Pro“-Bereich anzusiedeln ist). Doch bei der E-M1 verleihen einem auch solche „Kleinteile“ein beruhigendes Gefühl der Zuverlässigkeit.

Alleine schon dies kennzeichnet das Topmodell der faszinierenden OM-D-Reihe von Olympus als Kamera auf „Prosumer“, „Semi-Pro“ oder sogar professionellem Level. Und die E-M1 ist in der Lage, dieses Niveau zu halten, in allem, was ich bisher damit ausprobieren konnte:

  • Sie startet sehr schnell und ist in kürzester Zeit „betriebsbereit“.
  • Der Autofokus ist extrem flott und überaus präzise, auch bei schlechtem Licht.
  • Die Bildqualität mit den „getesteten“ Objektiven ist beeindruckend.
  • Auch bei hohen ISO-Einstellungen hält sich das Rauschen zurück und wirkt eher wie wenig störendes Filmkorn.
  • Ein Akku hält angenehm lang.
  • Sie macht viel bessere Videos als die Fujis.
  • Es lässt sich alles nur erdenklich einstellen und …
  • die Bedienung ist zugängig und flexibel.

Ich wüsste nicht, was ich an dieser Kamera auszusetzen hätte. Dieses Komplettpaket kommt zudem noch in einem kompakten Gehäuse, das man gerne auch über den ganzen Tag herum trägt. Die in den Foren oft erwähnten „Einschränkungen“ durch den µ4/3-Sensor (Rauschen, mangelnde Freistellung…) lassen sich durch die sehr gute Algorithmen bei hohen ISOs und die lichtstarken Objektive übrigens zum großen Teil relativieren.

Diese Fotos zeigen, wie sehr sich der relativ „kleine“ Sensor (µ4/3) hingegen positiv auf die Baugröße auswirken kann:

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Der Vergleich mit der Fuji X-T1 (mit APS-C Sensor) deutet den Größenunterschied schon an – und das obwohl die Fuji auch als ziemlich kompakt gilt. (OK, man muss beachten, dass an der Fuji noch ein Handgriff angesetzt ist.)

Ein direktes Nebeneinander mit der Nikon Df (Kleinbild) aber verdeutlicht, um wie viel kleiner als eine Kleinbildkamera eine professionelle Kamera mit µ4/3-Sensor gebaut werden kann:

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Vor allem aber wird der Effekt bei den Objektiven deutlich:

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Das erste Bild zeigt zwei Objektive mit der Lichtstärke f/2.0 und kleinbildäquivalenten 24mm (2.0/12 für µ4/3 und 2.0/16 für APS-C). Das zweite Bild zeigt das µ4/3 Zuiko 1.8/45 und ein (manuell zu fokussierendes und damit ja ohnehin kompakteres) Nikkor 1.8/85, also zwei Portraitbrennweiten.
Die Objektive, die ich zur Verfügung hatte, gehören zur „Crème-de-la-Crème“ des µ4/3-Objektivangebots: Zuiko 2.8/12-40, Zuiko 2.0/12 und Zuiko 1.8/45. Man kann es zunächst kaum glauben, dass derart kompakte Objektive wie beiden Festbrennweiten eine so fantastische Leistung zeigen. Das erinnert sehr stark an die exzellenten „M“-Objektive von Leica.

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Doch nicht nur die Abbildungsleistung ist großartig, es stecken auch tolle Ideen darin. So bieten z.B. das 2.0/12 Weitwinkel und das das lichtstarke 2.8/12-40 Universalzoom einen Focus Clutch Mechanism, eine Vorrichtung, die durch das Zurückziehen des Fokusrings ein blitzschnelles Umschalten von AF auf MF ermöglicht. (Ich kannte das von einigen Tokina-Objektiven, die ich früher an meinen EOS-Kameras nutze und schon damals hat mir das sehr gut gefallen.)

Ja, ich weiß, dieser Text klingt wie die berühmt-berüchtigte „ultimative Lobhudelei“ aus dem Fernsehen, doch ich bin – objektiv betrachtet – wirklich begeistert von der Olympus OM-D E-M1!

Ganz subjektiv aber, konnte ich mich nicht so recht in sie verlieben. Und, wie oben bereits erwähnt, ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht ist sie einfach zu „perfekt“. Vielleicht braucht eine Kamera ein paar kleine Fehlerchen oder Einschränkungen, um sich in mein Herz zu schleichen. (Womöglich mag ich deshalb die Leica M8 und die Nikon Df so. ;)) Ich habe mir das Hirn zermartert, um herauszufinden, warum ich nicht mit leuchtenden Augen auf die vollends überzeugende E-M1 schaue wie Kinder auf den Weihnachtsbaum, denn eigentlich müsste das so sein – und seltsamerweise war das auch bei der kleinen Schwester, der E-M10 so. Dort kann man auch nachlesen, was die OM-D sonst noch alles noch so kann. (Meine Reaktion auf die E-M1 erinnert mich stark daran, wie ich zur Fuji X-T1 stehe: ich finde, die X-T1 ist eine „bessere“ Kamera als die X-E1 oder die X-E2 und dennoch liegen die „X-E“ mir näher. Dies unterstreicht erneut meine Grundphilosophie bzgl. Kameras.) Trotzdem tut es mir irgendwie leid, dass ich die E-M1 bald wieder zurückschicken muss. Ob sie wohl dabei ist, doch noch einen Weg in mein Herz zu finden?

Wie auch immer. Wer also eine nahezu perfekte Kamera sucht, die dennoch recht kompakt daherkommt, die man mit erstklassigen Objektiven bestücken kann und die einem so ziemlich alles bieten kann, was man jemals benötigen wird, der sollte die Olympus OM-D E-M1 ernsthaft in Betracht ziehen. Sie kommt einer fehlerfreien, universell nutzbaren Kamera sehr, sehr nahe!

Abschließend noch ein paar Fotos, die auf dem Marburger Weihnachtsmarkt mit der E-M1 bei miesem Wetter und mit hohen ISO-Einstellungen gemacht wurden (Objektive 2.0/12 und 1.8/45):

Ein Gedanke zu “Eine „perfekte“ Kamera?

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