Man könnte meinen, der Retro-Boom bei Digitalkameras habe erst vor etwa zwei, drei Jahren begonnen. Auch, wenn man wohl ab jener Zeit erst von einem „Boom“ reden konnte, so gab es dennoch bereits vorher Kameras, die sich vor allem im Äußeren aber auch in der Bedienung an „klassische Kameras“ anlehnten.
Während die meisten Digitalkameras kurz nach der Jahrtausendwende (Hört sich das nicht inzwischen schon so an wie ein Begriff aus dem Geschichtsunterricht?) sehr modern designed waren, wie etwa eine Fuji 4900Z…
… so konnte man dennoch einige wenige Hersteller finden, die zumindest ihren Kameras aus dem damaligen „Oberklasse“-Bereich einen eher klassischen Look mitgaben. Vermutlich dachte man, dass die Zielgruppe ein konservativeres Design bevorzugen würde – nur so ein Gedanke.
Eine bereits damals frisch entstandenen Kooperation zwischen Leica und Panasonic (vorher hatte Leica recht eng mit Fujifilm zusammen gearbeitet) führte im Herbst 2002 zur Markteinführung genau solch einer Kamera. Wie zahlreiche Folgemodelle teilten sich Modelle von Leica und Panasonic das Innenleben, nutzten aber Variationen der Außenhaut. Der „Digilux 1“ von Leica entsprach die Lumix LC5 von Panasonic. Während bei den meisten Zwillingspärchen das Leica-Modell in meinen Augen etwas eleganter wirkte, gefiel mir bei diesem Paar die Lumix deutlich besser. Und daher habe ich mir die LC5 auch vor einigen Jahren – damals eigentlich schon als „veraltetes“ Modell – gekauft. Die Panasonic Lumix LC5 wurde nicht nur inklusive Ledertasche und Sonnenblendschutz für das Display geliefert, nein sie sieht auch in der Tat ein wenig aus wie eine Messsucherkamera:
Die LC5 ist auch nach heutigen Standards wunderschön. Von den Leistungen kann dies natürlich, nach 12 Jahren an Entwicklung im digitalen Fotosektor, nicht mehr behauptet werden. 😉
Mit ihrem 4 Megapixel-Sensor „zieht sie keinen Hering mehr vom Teller“, wie ein Bekannter es formulieren würde. Ausschnittsvergrößerungen sollte man besser vermeiden. Und selbst eine komplett genutzte Datei macht nur bis etwa 13x18cm oder vielleicht noch DIN A4 eine gute Figur. Doch Moment! Braucht man denn wirklich häufig größere Prints? Ich eigentlich kaum.
OK, es ist schon richtig, dass die 4 MPix der LC5 nicht einmal die besten 4 MPix sind, die man zu ihrer Zeit in Digitalkameras finden konnte. Eine Canon G3 lässt die LC5 was die Bildqualität betrifft wahrlich im Regen stehen, doch wenn es nicht in erster Linie auf eine möglichst hohe Bildqualität ankommt, sondern vielmehr darauf, mal wieder richtig Spaß am entschleunigten Fotografieren zu haben, dann sollte man die Lumix LC5 absolut einmal ausprobieren; denn sie entschleunigt wirklich.
Das Fotografieren mit ihr erinnert ein wenig an das Fotografieren mit einer analogen AF-Sucherkamera. Der Zoom reagiert eher träge, so dass man am liebsten das lichtstarke Leica-Objektiv (f/2.0 bei 33mm und f/2.5 in Teleeinstellung!) als „simulierte Festbrennweite“ 😉 verwendet. Die Auslöseverzögerung ist für damalige Verhältnisse sogar recht kurz, doch man hat – vor allem weil man ja ständig unbewusst mit modernen Kameras vergleicht – immer den Eindruck, die LC5 lässt sich bei allem, was sie tut einen Ticken mehr Zeit. Gerade das finde ich manchmal richtig angenehm.
Bitte nicht falsch verstehen! Ich bin froh, dass meine neuen Kameras überaus schnell reagieren. In vielen Situationen würde mich eine Kamera von 2002 überaus viele Nerven kosten, doch ich rede hier wirklich von einer „entschleunigten“ Fotografie, die ich sehr gerne mag. Ein Prä-AI-Nikkor an der Df genutzt entschleunigt auch – keine Frage. Es macht aber enorm viel Spaß, mit solch einer „alten“ Lumix ein wenig durch die Stadt zu ziehen und mal zu sehen, was damit heute noch möglich ist. Zumal sie einfach gut aussieht. Im wirklichen Leben noch besser als auf den Fotos!
Wenn der Blendschutz zugeklappt ist, hat man nochmals stärker den Eindruck, mit einer analogen Kamera unterwegs zu sein. Von daher lässt sich festhalten, dass die Lumix LC5 eine der ersten, wenn nicht sogar die erste Retrokamera war, die man auf dem deutschen Markt kaufen konnte.
Bilder, die ich mit der Kamera gemacht habe, folgen demnächst in einem separaten Artikel.
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