Altruismus, Ambitionen und Ausdruckskraft

Diese Eigenschaften werden laut Namens & Numerologie durch den Namen „Lydith“ aufgerufen. Nein, keine Angst, ich spiele nur, ich bin nicht unter die Esoteriker gegangen – ganz im Gegenteil, was in letzter Zeit in der Pandemie von zahlreichen Esoterikern so geäußert wurde, ruft bei mir Brechreiz hervor. Ganz im Gegensatz zu dem Objektiv, das ich hier vorstellen möchte.

„Altruismus, Ambitionen und Ausdruckskraft“ – das klingt hervorragend und irgendwie passt es auch zum Meyer Optik Görlitz Lydith 3.5/30 II, um das es hier gehen soll. Was OPC Optical Precision Components Europe GmbH, so die Dachfirma des wiedererweckten Namens „Meyer Optik Görlitz“ da gestartet hat, erinnert in der Tat an „Altruismus“ und „Ambitionen“: klassische „Vintage“-Objektive in neuer Form wieder auferstehen zu lassen ist aller Ehren wert. OPC hat die fehlgeschlagenen Projekte von netSE übernommen und mit frischer Energie und Leidenschaft fortgeführt. Nun kommen die Ergebnisse auf den Markt, überarbeitet, ähnlich hochwertig verarbeitet, jedoch zu deutlich günstigeren Preisen. Und „Ausdruckskraft“ ist wohl die Kerneigenschaft von Meyer Optik Objektiven, das war schon zu klassischen Zeiten so. Die heutigen Meyers sind nicht auf absolute Höchstleistung getrimmt, um in Labortests zu brillieren, sondern wollen den Charakter der Klassiker in moderne Zeit retten. Sicher, man kann auch nach den alten „originalen“ Meyer-Objektiven suchen und mit Glück findet man auch gut erhaltene Exemplare, doch in den letzten Jahren haben die Gebrauchtpreise deutlich angezogen und man weiß auch nie, wie das jeweilige Exemplar von den Vorbesitzern behandelt wurde. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sich nicht lange durch Online-Auktionshaus-Listen durcharbeiten möchte oder den gelegentlichen Ärger mit einem halb-betrügerischen Verkäufer ersparen will, der findet nun aktuelle Alternativen – zumal mit dem Vorteil der optimierten Abbildungsleistung, beispielsweise durch verbesserte Vergütung und korrekte Zentrierung.

Ich habe schon seit geraumer Zeit zahlreiche „originale“ Meyer-Optik Objektive, zwar nicht die ganz hochpreisigen, aber eben diejenigen früheren „Geheimtipps“, die man noch günstig erwerben konnte – die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform. Eines davon ist das Lydith 3.5/30, dessen Ahnentafel sich – nach meinen Recherchen – so liest:

1. Meyer Helioplan 4.5/40 (5-Linser, Anfang der 50er) über das
2. Meyer Primagon 4.5/35 (als 4-linsiger Versuch, Mitte der 50er) zum
3. Meyer Lydith 3.5/30 (5-Linser, Anfang der 60er), das abgelöst wurde vom weitgehend baugleichen
4. Pentacon 3.5/30 (5-Linser, etwa ab 1970/71)

Ein 30mm-Objektiv war damals eine tolle Gelegenheit relativ preisgünstig zu einem Weitwinkelobjektiv zu kommen. Heute klingen 30mm beinahe langweilig, vor allem aber ungewöhnlich. Außerhalb der APS-Welt, in der ein 30er gelegentlich als eine Art Normalobjektiv angeboten wird, findet man diese Brennweite so gut wie gar nicht.

Seit kurzer Zeit gibt es aber wieder ein 30er, nämlich das „moderne“ Lydith in der Version II. Und diese neue Version wurde mir nun von Meyer Optik Görlitz (OPC) für einen Test zur Verfügung gestellt. (Besten Dank dafür!)

Links das klassische Lydith, rechts das moderne, jeweils mit Adapter für eine Sony A7II.

Da ich jetzt für eine kurze Zeit beide Versionen zur Verfügung habe – und zudem noch ein Urlaub ansteht – werde ich beide Objektive mal kräftig „durchtesten“ und vergleichen. Aber bitte keine Labortests erwarten. Zum einen habe ich keine Laborumgebung und zum anderen macht das nicht wirklich Spaß – und dieses Objektiv wurde dafür (ich wiederhole mich) auch nicht gemacht.

Die ersten Fotos habe ich natürlich schonmal gemacht. Als Kamera diente die Sony A7II, die sich mit ihrem vielseitigen Auflagemaß und ihrem Kleinbild-Sensor anbietet, den Charakter eines Objektivs zu erkennen.

Zunächst einmal ein direkter Vergleich:

Links eine Aufnahme mit der neuen, rechts mit der klassischen Version.

Zum weiteren Vergleich dazu eine Aufnahme mit einem modernen AF-Objektiv, dem Samyang 2.8/35. Alle Bilder bei Blende f/3.5.

Ziehen Sie bitte zunächst selbst Ihre Schlussfolgerungen.

Eine intensivere Vorstellung des Lydith mit weiteren Bildern und meiner Einschätzung folgt…