„Sag mal, Carsten…

… du hast/hattest doch schon so viele Kameras, auch digitale. Welche ist denn die beste?

Ach, ehrlich gesagt, ist mir das inzwischen echt egal.

Wie bitte? Wie kann das denn sein? Wie kann einem die Leistung einer Kamera egal sein? Nun, das ist ganz einfach zu erklären. Die Leistung ist nicht egal. Zu Beginn des Digitalbooms, etwa so zur Jahrtausendwende, war jedes neue Kameramodell, das ja höchstens ein Jahr nach dem letzten auf den Markt kam, eine echter Schritt nach vorne: spürbar bessere Auflösung, schnellerer Autofokus, mehr „Features“, deutlich bessere Bilder.
Ab etwa 2006 verlangsamte sich dieser Fortschritt und ab etwa (m.E.) 2012 ist er nur noch in Nuancen bemerkbar. Klar, wenn eine neue Version genau dieses kleine Problem beseitig, das einen immer gestört hat, dann merkt und genießt man das, doch im Allgemeinen sind die Schritte nach vorne zu recht kleinen Gänsefüßen geworden. Rauschverhalten und AF-Geschwindigkeit werden noch immer – auch spürbar besser – aber braucht man das wirklich?

Ich fotografiere regelmäßig mit ganz hervorragenden Kameras, mit denen ich ausgesprochen zufrieden bin. Doch keine ist jünger als drei Jahre: Leica M240 (Jan 2013), Nikon Df (Nov 2013), Leica D-Lux 109 (Nov 2014), Sony A7II (Jan 2015) oder sogar Olympus PEN E-P3 (Aug 2011!) bzw. Leica M8 (Nov 2006 !!!).

Warum ich mir seit 2015 kein neueres Modell mehr gekauft habe? Weil mir das rein gar  nichts bringen würde. All diese Kameras (vor allem die ab 2013) sind so gut, dass ich einfach keine „bessere“ benötige. Mit geht es inzwischen nicht mehr darum wie „gut“ eine Kamera oder ob eine andere „noch besser“ ist, für mich ist heute viel mehr entscheidend, wieviel Spaß und Motivation mir eine Kamera bringt. So ähnlich wie zu analogen Film-Zeiten. Da kam es auch mehr auf das Objektiv und das Handling an.

Daher liest sich meine „Liste der digitalen Lieblingskameras“ derzeit so:

  1. Leica M240 – Jedes Mal, wenn ich die M in die Hand nehme, schaue ich ganz verliebt. Mehr muss man nicht schreiben.
  2. Sony A7II – Was diese Kamera mir für Möglichkeiten bietet! Selbst jetzt habe ich das noch gar nicht alles ausgenutzt.
  3. Nikon Df – Die Df bildet mit meinen wunderschönen manuellen AI-Nikkoren ein echtes Dreamteam.
  4. Leica D-Lux 109 – Kompakt und leistungsstark. Ideal für eine Reise mit „kleinem Besteck“.
  5. Leica M8 – Schon 12 Jahre alt und dennoch Faszination pur.
  6. Olympus PEN E-P3 – Überaus hübsch und dennoch irgendwie unscheinbar, heutzutage völlig übersehen – absolut unverdient, denn die Fotos sind spitze und das µ4/3-System lädt geradezu zum Experimentieren ein.

Sollte ich allerdings meine Lieblingsobjektive auflisten müssen, wird die Sache schon komplizierter. Das kommt eben sehr auf den Einsatzzweck an – und gerade diese Flexibilität macht ein System ja so spannend.

Schönen Sonntag! Genießen Sie den Herbst…