Wenn man ein neues System ausprobiert, hat man ja zunächst einmal ein oder vielleicht zwei Objektive. Gefallen einem Kamera und Linsen, dann erweitert man normalerweise das Set um die Brennweiten, die einem noch nützlich erscheinen.
So habe ich das auch mit der Pentax 645 gehandhabt. Zunächst einmal schauen, ob man damit klar kommt und ob einem das Fotografieren damit zusagt. Dafür hat das 4.5/80-160 mehr als ausgereicht. Das Urteil ist gefällt: Es macht mir extrem viel Spaß, damit zu fotografieren.
Da ich aber zahlreiche andere Systeme hier habe, möchte ich für ein weiteres keine mehrere hundert Euro mehr ausgeben, sondern suche – wie eigentlich immer – nach dem für mich besten Preis-Leistung-Verhältnis. Das kann man als „kompromissbereit“ bezeichnen. OK, damit habe ich kein Problem, denn ich sehe in einem „Kompromiss“ nichts Negatives – vor allem dann nicht, wenn man bedenkt, dass ich mit meinem Fotozeugs kein Geld verdiene. Irgendwo muss man dann doch ein wenig vernünftig bleiben. Also heißt es den Spaß mit der Ratio zu verknüpfen.
Wenn es nun um preisgünstige Objektive geht, die dennoch ordentlich verarbeitet sein und auch eine gute Leistung bringen sollen, dann beschreite ich für das Mittelformat den Weg, den ich zu Beginn meiner „manuellen Adaptierphase“ für das Kleinbild gegangen bin: russische Linsen. Was dort (für’s Kleinbild) die M42er waren, sind hier (für’s Mittelformat) die Objektive für die Kiev 60 bzw. die Pentacon SIX. Das sind mehr als ordentlich abbildende Linsen in robuster Metallfassung, die man für die Hälfte oder sogar ein Drittel des Preises japanischer Objektive finden kann. Von den deutschen Modellen für die schwedischen Mittelformat-Kameras ganz zu schweigen!
Das erste Objektiv, das ich für die Pentax 645 hatte, war wie gesagt ein Pentax-A 4.5/80-160. Ein wirklich tolles Zoom! Allerdings nicht gerade kompakt und auch ziemlich schwergewichtig. Welche Brennweiten kämen da nun als Ergänzung in Betracht?
Ein Teleobjektiv. Diese Idee habe ich aber ganz schnell wieder weggewischt, denn ein 300er für die 645 ist ein richtiger Klops und wirkt im Endeffekt auch „nur“ wie ein 180er am Kleinbild. Nee, muss nicht sein. Für Tele habe ich Kleinbild und APS.
Ein lichtstarkes „Normalobjektiv„. Ja, das wäre was. Irgendeine Brennweite zwischen 75 und 90mm würde passen. Dann noch mit möglichst niedriger Blendenzahl. Leider gibt es ein f/1.9 nur für Mamiya, ein f/2.0 für Norita oder Contax aber nicht für die Pentax 645. (Und wenn, wäre es mir vermutlich sowieso zu teuer.) Also fing ich an zu suchen, nach einem bezahlbaren aber guten Pentax 2.8/75 oder einem Cal Zeiss Biometar 2.8/80, da ich den Pentacon SIX-auf-Pentax 645-Adapter bereits hier hatte. Alternativ dazu kam ein Volna 2.8/80 in Betracht. Das hatte ich schonmal und das hat mir damals recht gut gefallen. Aber wie es der Zufall so will, würde es ein anderes: ein Vega-12B 2.8/90, was mir aufgrund der etwas längeren Brennweite sogar sehr zusagte.
Ein Weitwinkel. Richtig, das fehlt noch. Aber nicht mehr lange. Denn nachdem ich Auktionen beobachtete und bemerkte, dass mir sowohl das Carl Zeiss Flektogon 4.0/50 als auch das Pentax-A 2.8/45 im gesuchten Zustand immer zu teuer waren – ganz zu schweigen vom (zugegebenermaßen tollen) Pentax-A 3.5/35, welches wohl nicht für unter €400,- zu finden ist – fand ich, nach einiger Recherche die Lösung: ein MIR-26B 3.5/45. In etwa 10 bis 12 Tagen sollte es bei mir sein. (Hier ist noch ein weiterer Link, allerdings zum optisch gleichen Model für die Kiev-88.) Dann ist mein Set für mich komplett.
Um dies besser nachvollziehen zu können, lassen Sie uns auf die Äquivalent-Parameter für’s Kleinbild schauen:
Das Set aus MIR, Vega und Pentax entspricht in etwa einem 2.0/28, einem 1.7/55 und einem 2.8/50-100. Damit lässt sich schon was anfangen und es ist immer noch relativ transportabel. Wie bereits geschrieben, liegt mein Schwerpunkt mit der Pentax 645 im Bereich „Portrait“. Vor diesem Hintergrund liest sich das Set für mich wie eine ziemlich optimale Besetzung.
Sobald alles hier ist, zeige ich die neue kleine Ausrüstungs-Familie auch mal auf einem Bild. 😉 Ich freue mich drauf!
P.S.: Und morgen geht’s in den Hessenpark zum Leica-Treffen. Doch da nehme ich die Pentax ebenfalls mit, auch wenn das bedeutet, dass ich sie den Tag lang herumschleppen muss. Will mal ausprobiert werden.
Es gibt für 6×6/4,5×6 ein kompaktes ARSENAL VEGA MC 2,8/120mm, dass kompakter als das Zeiss Jena 2,8/120mm ist. Ich habe mit beiden Objektiven fotografiert und konnte mich nicht entscheiden, welches wohl besser ist. Die Firma WIESE-Fototechnik in Hamburg, kann darin gut weiter helfen!
Ja, danke sehr. Das 120er Vega finde ich auch sehr interessant! Gerade für den Portrait-Bereich (entspricht am 6×4.5 einem 75er am Kleinbild). Doch zunächst reicht mir ein Set aus drei Objektiven. Ein „28er“, ein „50er“ (ist ohnehin ein „muss“) und ein Portait-Zoom. Und die Qualität des Pentax-Zooms ist über alle Zweifel erhaben.
Hallo Carsten,
erinnert mich sehr an meine „guten analogen Zeiten“ 😉
Bei mir war es die Mamyia M645 1000s, auch mit ähnlichen Brennweiten: Flektogon 4/50 (sehr gut), Mamiya 2,8/80 und 3,5/150 (auch sehr gut). Ergänzend hatte ich noch ein russisches 3,5/30 Fisheye – kann ich nur empfehlen: Optisch vergleichbar mit dem Distagon für die Hasselblad – nur viel preiswerter!
Mir persönlich ist „der ganze Kram viel zu schwer“, werde ihn wohl an Kurt Tauber für sein Kameramuseum „übereignen“.
Im Moment ist es „Reduktion auf das wirklich Notwendige“: Eine Olympus PEN E-PL6 mit dem Sigma 2,8/19 – wo wir bei einer anderen Facette meiner analogen Vergangenheit sind – „Rollei 35“ – aber dies ein ganz anderes Thema.
Dir viel viel Spaß mit der schönen Pentax!
LG
Rudolf
Ja, das Argument mit dem Gewicht ist ein gutes! 😉
Ich habe gestern auf einem Foto-Treffen die Pentax 645 mit zwei Objektiven einmal „ausgeführt“, zusätzlich noch die Df und die M8 dabei mit 4 Objektiven. Das war mal wieder wie „früher“, als ich mit zwei EOS-DLSRs und etlichen manuellen Linsen durch die Gegend gestapft bin. Das wird nicht regelmäßig passieren! Da bin ich sicher.
Aber hin und wieder macht das echt Spaß und so eine Mittelformat-Kamera ist immer wieder ein Gesprächsanlass. Viele möchten gerne mal durch den Sucher sehen und das Auslösegeräusch zaubert „älteren“ Fotografen ein Lächeln auf’s Gesicht. 😉
Es ist ein momentane Phase, in der ich Mittelformat-Fotografie einmal kennenlerne. Und ich freue mich darüber!
Lieben Dank für den netten Kommentar, Rudolf!
Klasse, das Paket ist bereits in Deutschland. Bin gespannt, wie lange es nun innerdeutsch unterwegs ist. 😉
Na super, das Objektiv ist heute schon angekommen. Leider eine falsche Version. 😦
Jetzt also mit dem Verkäufer Kontakt aufnehmen usw… So ein Käse!
So, Update 3: Rückabwicklung ist eingeleitet. Dauert ja immer ein bisschen. Bin mal gespannt. Wenn der Verkäufer mir dumm kommt, werde ich hier namentlich von ihm berichten. 😉
ABER: Ich habe ein super Angebot bekommen und genutzt. Es wird nun also doch statt des MIR-26 ein Zeiss Flektogon 4/50. Nicht ganz so weitwinklig, ein paar Grad fehlen, dafür aber garantiert mit P6-Bajonett. 🙂
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Letztes Update: Der Verkäufer hat sich weiterhin stur gestellt, also habe ich EBAY eingeschaltet. Letztlich habe ich ein Angebot angenommen, die hälfte des Preises zurück zu bekommen und das Objektiv zu behalten. Aufgrund der hohen Versandkosten, die bei der Rücksendung entstanden wären, war das der beste Weg.
Ich war zudem in der Lage, die Blende wieder gangbar zu machen (inzwischen habe ich ja etwas Bastelerfahrung) und habe mir für die Teilerstattung einen Adapterring von Kiew-88 auf Pentacon SIX gekauft, so dass ich sobald alles hier ist, das 45er doch noch nutzen können werde.
Geduld und Hartnäckigkeit zahlen sich aus. 🙂
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