Eine Kamera muss „passen“…

… so wie eine Jeans.

Da sehe ich mich gerade jetzt wieder bestätigt. Mein Fazit zur A7 hat mehrfach Widerspruch von guten Freunden geerntet. Widerspruch, den ich sehr respektiere, denn es sind Freunde, die sich sehr, sehr gut mit Kameras auskennen.

Aber mal davon abgesehen, dass die A7 in meinem Fazit ja eigentlich gar nicht schlecht wegkam, stellt sich dennoch die Frage, warum ich nicht so von der Kleinbild-Sony begeistert bin wie viele andere.

Im Gedankenaustausch kam es zu folgenden möglichen Theorien:

  • Ich hatte die Sony nicht lange genug, um mit ihr warm zu werden. Hmmm… kann sein, aber ist es nicht auch ein Zeichen, dass man mit einer bestimmten Kamera erst „warm“ werde muss? Mit meiner Fuji X-E1 dauerte es keine halbe Stunde und ich kannte mich schon in allen wichtigen Einstellungsmöglichkeiten aus. „Warm“ wurde ich mir ihr sofort.
  • Das Exemplar der A7, das ich hier hatte, war irgendwie nicht in Ordnung. Kann natürlich sein. Das ist jetzt weder zu bestätigen noch auszuschließen. Wäre schade, wenn mein Eindruck durch eine leicht fehlerhafte Kamera beeinflusst worden wäre.
  • Ich suche nur nach Gründen, mir KEINE A7 kaufen zu müssen. LOL, diese Idee stammt von mir selbst. Es ist natürlich gut möglich, dass ich, um nicht in Versuchung zu geraten, über-kritisch mit der A7 umgegangen bin.
  • Die Sony A7 passt mir einfach nicht richtig. Dies scheint mir die nachvollziehbarste Theorie zu sein.

Ich bin in der Tat überzeugt, dass einem eine Kamera, eben wie ein Jeans, einfach „passen“ muss, um zum einen mit ihr sehr gute Ergebnisse zu erreichen und sich zum anderen mit ihr so richtig wohl zu fühlen. Ich habe genau dies schon mehrfach erlebt:

Canon EOS: Meine „erste“ EOS, die 350D, hat mir sehr gut „gepasst“ – und zwar vom ersten Moment an. Die folgenden Modelle, die ich hatte, sowohl die 40D als auch die 5D, waren für mich – obwohl sie weitaus bessere Kameras waren als die 350D – nie so richtig „bei mir“.

Kameras meines Vaters: Mein Vater hat eine Weile mit einer Fuji S1 Pro, dann mit einer S2 Pro und schließlich mit einer Pentax K100D fotografiert. Und obwohl ich die Fujis irgendwie toll fand, „passte“ mir die Pentax einfach am besten – auf Anhieb.

Leica M8: Diese Kamera hatte mich sofort für sich gewonnen, schon im ersten Augenblick, als ich sie zum ersten Mal anschaltete. Selbst die ganz objektiv feststellbaren „shortcomings“ der M8, haben mich nie gestört – im Gegenteil, sie machen mir die Leica sogar noch sympathischer.

Sony NEX: Ich hatte die NEX-3 und fand sie toll, dann die NEX-7 und fand sie noch toller. Aber zu 100% war ich selbst von der Traumkamera NEX-7 nie überzeugt. Irgendwo eckten wir an. Ich kann es nicht einmal genau beschreiben – und ich habe auch in den höchsten Tönen von der „7“ geschwärmt, aber den letzten Teil des Weges zu meinem Herzen ist sie nie gegangen.

Nikon1 V1: Auch eine Kamera, welche die Gemüter erregt und die Geister spaltet. Die einen finden sie toll, die anderen finden sie ganz furchtbar. Ich habe sie bei einem sehr guten Freund gesehen und war verliebt. Kurz darauf hatte ich auch eine. Und anstatt sie – wie ich es mit vielen Kameras mache – nach einiger Zeit wieder zu verkaufen, habe ich mir die wichtigsten Objektive und kürzlich sogar einen AF-Chip für Adapter dazu gekauft. Bei der V1 aber muss ich zugeben, dass mich vor allem der massiv herabgesetzte Preis erst dazu gebracht hat, diese Kamera überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Fuji X-E1: Nachdem ich von der X-Pro1 auf der Photokina überhaupt nicht begeistert war. Der lahme und wenig treffsichere AF hatte mich schockiert, konnte ich vom selben guten Freund einige Zeit später die X-E1 ausprobieren. Und das Teil hat mich vom Hocker gehauen. Wow! Was für eine tolle Kamera! Ich habe meine gesamte (sehr umfangreiche) NEX-Ausrüstung verkauft und mit ein „Basis-Set“ aus X-E1, 1.4/35 und 18-55 gekauft. Inzwischen sind ein paar andere Objektive dazu gekommen. Die X-E1 ist im Moment meine Lieblingskamera, noch vor der M8 – und das will schon was heißen!

Sony A7: Sehr begeistert von den Parametern der A7 und beeindruckt von der A7R ebenfalls des gleichen Freundes 😉 hatte ich die Gelegenheit für zwei Wochen eine Sony A7 zu testen. Seltsamerweise war es erneut eine Kamera, die mir einfach nicht „passte“. Schon von ersten Moment an. Ich fand sie klasse, fand es toll, sie zur Verfügung zu haben, doch sie zielte ständig auf meinen Verstand und wollte mich davon überzeugen, was für eine tolle Kamera sie doch sei. Sie zielte aber nie auf mein Herz.

Ich glaube genau das ist es, was es bei mir ausmacht. Eine Kamera muss mein Herz gewinnen. Klingt zwar dämlich, sowas können ja nur andere Menschen. Doch ich hoffe, man versteht, was ich meine. Wenn man in eine Jeans schlüpft, weiß man sofort: „Das ist sie!“ oder man denkt: „Nee, nie im Leben!“. So geht mir das mit Kameras auch. Ich habe sie in der Hand, schalte sie an, bediene sie und fotografiere und bereits da merke ich, ob es „meine“ Kamera ist oder nicht.

Am ehesten haben mein Herz bisher die Fuji X-E1, die Leica M8, die Nikon1 V1, die Pentax K100D, die Canon EOS 350D  und – ziemlich überraschend – die Sigma DP1s getroffen. Dies ist, so denke ich, eine im höchsten Maße persönliche Sache, für die es weder richtig noch falsch gibt. Jede(r) wird eine ganz andere Kamera finden, die ihm/ihr zu 100% passen.

(Vielleicht zeigt sich in dieser Liste aber auch meine Vorliebe für „Underdogs“, denn jede dieser Kameras hat Schwächen, die sie für andere unerträglich machen. Für mich werden sie dadurch nur noch sympathischer. ;))

8 Gedanken zu “Eine Kamera muss „passen“…

  1. Carsten, ich will und wollte Dir keinesfalls eine Kamera „schonreden“ die „nicht passt“, habe nur massive Zweifel an der AF und High ISO Beurteilung der A7 im direkten Vergleich zur X-E1. Ich hatte die X-E1 (zwei dacon parallel) lange Zeit(gleich) mit der Nikon D800 und der Rauschfaktor war erheblich schlechter als bei der D800. Und die D800 war eindeutig schlechter im Rauschverhalten als meine heutige Sony A7R. Jeder, ohne Ausnahme, will mir erklären das die A7 weniger Rauschen soll als die A7R. Das der Grund warum ich „kritik“ an Deiner HighISO Bewertung der A7 angemeldet habe.

    Ebenso der AF. Der AF der A7 ist durch die Kombination von Kontrast und Phasen AF besser als der, der A7R. Der AF meiner A7R ist aber im Vergleich zur X-E1 gerade in schlechten Lichtsituationen zuverlässiger als der der X-E1 und das mit dem schlechteren AF als den, den die A7 ohne R hat.

    Soweit zur Begründung meiner Zweifel und Aussage, das die Test-A7 vielleicht ein Problem hatte.

    LG Jörg

    1. Jörg, ich glaube dir deine Zweifel absolut (siehe obiger Post), aber das sind die Beobachtungen, die ich gemacht habe und nur über die kann ich berichten. Ich habe keine Ahnung warum, aber das Rauschen sehe ich ja und auch, dass bei so einigen Fotos der AF daneben lag.
      Es ist aber dennoch eine tolle Kamera, die ich gerne hier hätte – auch wenn ich sie nicht so ins Herz geschlossen habe. 😉

  2. Übrigens, ich glaube nicht, dass die A7R mehr rauscht als die A7. Man muss die Fotos bei gleicher Auflösung vergleichen. Das ist wie „damals“ mit der NEX-5N und der NEX-7. Da schrieb auch jeder, dass die „7“ mehr rauscht als die „5N“, doch wenn man die 24 MPix der „7“ auf die 16 MPix der „5N“ heruntergesampelt hat, war vom Rauschen kaum mehr was zu erkennen. So wird es sich auch mit der A7R und der A7 verhalten.

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  6. Jetzt, fast ein Jahr nach diesem Artikel, möchte ich ergänzen:

    # Ich habe inzwischen die Fuji X-E2 statt der X-E1, denn die „2“ passt mir genauso gut und ist in einigen Punkten ganz objektiv besser.
    # Ich habe eine Fuji X-T1. Diese Kamera finde ich super, sie ist nochmal „besser“ als die X-E2, aber die X-E2 „passt“ mir mehr. Wieder so ein Punkt.
    # Ich habe inzwischen auch eine Nikon Df, was ich vor einem Jahr niemals für möglich gehalten hätte.Und die Df ist ein Kamera, die mir „perfekt“ zu passen scheint. Ich bin richtig in sie verliebt. 😉 (Oh weh, hoffentlich liest meine Frau nicht mit. LOL)

  7. Und eine erneute Ergänzung:
    Die Sony A7 II (also die zweite Version) gefällt mir viel besser. Das wäre eine Kamera, die ich mir auch zulegen würde, hätte ich nicht schon mehr als genug. 😉
    Sony hat an den genau richtigen Stellen Kleinigkeiten geändert und damit die Haptik deutlich verbessert.

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