Lichtstarke Objektive

Eine ganz besondere Faszination. Mit hochlichtstarken Objektiven zu fotografieren begeistert viele Fotografen. Sei es der Reiz der Technik, die solch ein hochöffnendes Objektiv ermöglicht oder die besondere Ästhetik und Atmosphäre, die eine starke Freistellung bietet – die exponentiell mit der größeren Offenblende steigenden Auktions-Preis sprechen eine deutliche Sprache.

Als „lichtstark“ werden im allgemeinen Normalobjektive bezeichnet, die bis zu Blende f/1.8 oder gar f/1.4 öffnen. Weitwinkel- und Teleobjektive gelten schon bei Blenden unter f/2.8 als lichtstark. Objektive, die weiter öffnen als f/1.4 werden gerne als „hochlichtstark“ bezeichnet. Ich habe einige solcher Objektive in meiner Sammlung, weil auch ich eine gewisse Affinität dafür habe.

An dieser Stelle möchte ich ein paar „Lichtriesen“ kurz vorstellen und anhand eines Fotos zeigen, wie sie bei Offenblende und bei Blende f/2.8 darstellen. Das ist ausdrücklich kein „Test“, denn es wäre nicht wirklich fair, Objektive bei unterschiedlicher Offenblende zu vergleichen. Allerdings macht ein lichtstarkes Objektiv vor allem dann Sinn, wenn man es auch bei Offenblende ohne allzu große Einschränkungen nutzen kann. Das zeigt sich hier, denke ich, recht gut. Alle Fotos wurden mit den Objektiven adaptiert an eine Sony A7II gemacht. Die Vergleichsbilder zeigen jeweils eine Aufnahme mit Offenblende und bei f/2.8.

Ich beginne, sozusagen als „Messlatten-Objektiv“ mit einem echten Klassiker, dem Canon FD 1.4/50.

Foto aufgenommen bei f/1.4 und f/2.8

Das Canon ist auch heute noch ein sehr gutes Objektiv, das bei Offenblende nutzbar ist, allerdings zeigen sich chromatische Aberrationen an Kontrastkanten. Das Bokeh ist angenehm, Bokeh-Highlights können manchmal aber ungleichmäßig erscheinen.

Das nächste Objektiv ist das 7artisans 1.1/50 (Leica M).

Es steht im Ruf nicht besonders scharf abzubilden. Meiner Erfahrung nach, ist es aber durchaus auch bei Offenblende scharf, es muss allerdings sehr präzise fokussiert werden, was bei Blende f/1.1 und einem Messsucher schon eine sehr genaue Einstellung erfordert.

Sonnar-typisch ist das radiale Bokeh bei Offenblende. Das muss man wissen und wenn man sich daran stört, dann ist das 50er 7artisans vielleicht nicht das Objektiv, das man sich wünscht. Ich finde es ist ein sehr gutes 50er und zudem sehr gut verarbeitet.

Als nächstes folgt ein ganz neues Objektiv, das es noch nicht lange hier in Deutschland gibt: eine limitierte Edition des TTArtisan 0.95/50. Ja, da steht eine „0.95“! Objektive mit dieser Lichtstärke gibt es nicht viele.

Ich konnte noch nicht wirklich viel mit dem Objektiv fotografieren, aber das, was ich bisher gesehen habe, hat mir sehr gefallen. Ich bin überrascht wie sauber das Objektiv bei Offenblende zentral abbildet – es sind so gut wie keine chromatische Aberrationen zu erkennen. Dass die Ecken unschärfer werden, kann ich bei Blende f/0.95 absolut verschmerzen.

Weiter unten hier im Artikel zeige ich noch eine kleine Galerie von Aufnahmen, die ich heute in Fritzlar mit dem TTArtisan an der Leica M (240) gemacht habe. Es hat meiner Meinung nach das „gewisse Etwas“.

Zum Vergleich mit den 50ern folgt jetzt ein sehr lichtstarkes 75er: das 7artisans 1.25/75. Von diesem Objektiv bin ich auch begeistert. Ja, es ist groß. Ja, es ist schwer. Ja, es blockiert den Sucher der M deutlich (ebenso wie das 0.95/50 übrigens), doch das stört mich nicht wirklich. Es bietet mir Möglichkeiten, die mir sonst nur sehr viel teurere Objektive bieten würden.

Hier nun das Vergleichsbild mit dem 75er:

Um noch einen weiteren Vergleich zu liefern, habe ich das Motiv mit meinem ältesten hochlichtstarken Objektiv aufgenommen: mit einem Nikkor-SC 1.2/55.

Obwohl mich dieser Nikkor immer schon faszinierte, sieht man ihm hinsichtlich Abbildungsleistung sein Alter an. Es kann mit den neueren Objektiven nicht mithalten, doch für atmosphärische, stimmungsvolle Fotos ist es auf jeden Fall sehr gut geeignet.

Was deutlich wird ist, dass durchaus Unterschiede zwischen den verschiedenen Offenblenden zu erkennen sind. Die Freistellung ist bei f/1.1 auffallend stärker als bei f/1.4, die Bokeh-Highlights sind klar größer und weicher. Es ist sogar ein Unterschied zwischen f/1.1 und f/0.95 ohne Mühe erkennbar, was viele ja anzweifeln. Außerdem wird deutlich, dass die längere Brennweite einen ähnlichen Effekt bewirkt, da hier ja der gleiche Bildausschnitt gewählt wurde. Das 1.25/75 liegt so in der Freistellung irgendwo zwischen dem 1.1/50 und dem 0.95/50. Hier werden die Unterschiede aber schon akademisch.

Zum Abschluss, wie angekündigt, die Galerie mit Eindrücken aus Fritzlar, aufgenommen mit dem TTArtisan 0.95/50 an der Leica M (240), bei unterschiedlichen Blenden: