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Mein Fotofreund Jörg hatte vor einigen Wochen die Idee, jeden Sonntag eine RAW-Datei mit einem seiner Fotokumpels zu tauschen und dieses dann gegenseitig bearbeiten zu lassen. Ganz im Sinne von: „Du zeigst mir, was du aus meinem Bild machst und ich dir, was ich aus deinem mache.“ Klasse! Bei sowas bin ich natürlich immer dabei.
Eines meiner Bilder aus London hat Jörg bearbeitet und darüber hier in seinem Blog berichtet. Er hat da echt gezaubert und eine Farbfülle im Dämmerungsbild gefunden, dass man kaum glauben mag, dass es sich um das gleiche Foto handelt.
Natürlich habe auch ich eine RAW-Datei von Jörg erhalten und mich dann heute, eben am Sonntagnachmittag, ans Werk gemacht. Ans nicht ganz so leichte Werk, denn in optimistischer Überschätzung meiner RAW-Development-Fähigkeiten 😉 hat mir Jörg ein Foto geschickt, dass nicht ganz so einfach zu optimieren war, jedenfalls nicht, ohne allzusehr in das Originalbild einzugreifen, denn das mag ich ja nicht so sehr.
Das Foto aus seiner „kleinen“ Sony zeigt eine Szene am Meer mit direktem Gegenlicht in die Sonne fotografiert. Ausgebrannte Bereiche bleiben da nicht aus und sind auch nicht mehr zu „retten“.

Das macht aber nichts, denn gerade so etwas kann ja sehr zur Stimmung im Foto beitragen. Gestört hat mich die etwas schief stehende kleine „Hütte“ links, die ich gerade rückte. Durch Schieben und Ziehen an den Reglern Belichtung, Lichter, Tiefen, Klarheit und Dynamik erfolgte die Grundbearbeitung. Außerdem verlegte ich das Bild durch eine leichte Anpassung der Lichter-Farbtemperatur etwas weiter in den Nachmittag. 😉
In Photoshop selbst erfolgten dann weitere partielle Anpassungen der Farbcharakteristik und der Belichtung (dodge and burn). Außerdem war es mir wichtig, die Blendeneffekte etwas hervorzuheben. Entweder man hat keine oder eben deutliche Abzeichnungen im Bild – so jedenfalls meine Meinung.
Ein fast schwarzer Rahmen lässt die Farben des Bildes nochmals stärker leuchten, ohne dass die Sättigung massiv angehoben werden muss.

So 100%ig war ich aber nicht zufrieden. (Der Übergang von Sonne zu Himmel ist mit zu abrupt. Da lässt sich noch was machen.) Also entweder in eine ganz andere Richtung gehen und nochmal von vorne anfangen oder mal Schwarz-Weiß probieren? Mir als SW-Fan lag diese Idee wirklich nahe.
Nun denn, ein bisschen Grauverlauf und Silver Efex machte dann ein SW-Bild aus dem Foto, auf dem die Gegenlichtsituation viel stärker betont wird:
Jeder mag nun selbst entscheiden, ob der „Herbstnachmittag am Meer“ oder die Monochrom-Lösung favorisiert wird. Man sieht, dass man mit einem RAW-Bild in viele unterschiedliche Richtungen gehen kann. Jeder wird wohl einen anderen Weg einschlagen, je nachdem, was er ausdrücken möchte oder was seine Intention mit dem Bild ist. Vermutlich wird auch derjenige, der bei der Aufnahme dabei war, eine andere Bearbeitung wählen als jemand, der nur die Rohdaten erhält. Aber gerade das ist ja das Spannende dabei. Spaß gemacht hat diese Aktion auf jeden Fall!
Danke, Jörg, für diese tolle Idee!