Meine Beziehung zum Mittelformat war bisher ja eher so wie zu einem Documenta-Künstler, anerkennend aber mehr oder weniger distanziert, sozusagen aus der Ferne bewundernd.
Irgendwie hat es mich ja schon immer gereizt, mit dem „größeren“ Format zu fotografieren. Großformat war aber wirklich zu weit weg und sowohl zu teuer als auch zu aufwändig. Dank eines Foto-Kumpels durfte ich zwar einmal die tolle „Erfahrung Großformat“ machen, doch gleichzeitig erkennen, dass das wohl nicht meine Welt ist. Mittelformat allerdings bietet die Möglichkeit, ein deutlich größeres Aufnahmeformat als „Kleinbild“ zu nutzen und dennoch mit handlichen Kameras umzugehen. Mein Traum des „digitalen Mittelformates“ wird – auch wenn die Kameras inzwischen weniger kosten – aufgrund der auch heute noch aufgerufenen Preise wohl immer ein solcher bleiben. Ich wüsste auch nicht, ob es wirklich zu rechtfertigen wäre, wenn ich für eine Kamera, die ich nun wirklich nicht „brauche“ sondern höchsten gerne „hätte“, einige Tausend Euro ausgeben würde. Das wäre sogar für mich zu verrückt.
Analoges Mittelformat, auf Rollfilm also, kostet aber nicht mehr die Welt. Natürlich ist es noch immer teurer als Kleinbild, sowohl die Ausrüstung als auch die Filme, es bewegt sich aber alles in einem, nun nennen wir es „hobby-kompatiblen“ Bereich.
Interessanterweise folgte meine Einstellung zum Mittelformat mehr oder weniger der Bewegung einer Achterbahn. Meine ersten Mittelformat-Erfahrungen sammelte ich vor einigen Jahren mit einer ADOX Golf 63:
Damit habe ich ein paar Rollfilme belichtet und damit war ich auch ziemlich zufrieden:
Es folgten ein paar Versuche mit diversen Kameras…
Dehel – Demaria Fréres 1941 (6×4.5) mit einem Demaria 4.5/75 Objektiv
Eine sehr alte und ziemlich klapprige Angelegenheit.
AGFA Box 50 (6×9) (Meniskus 11/100)
Ich wage es hier nicht von einer „Abbildungsleistung“ zu sprechen.
Die wunderschöne Yashica-24 (6×6) mit einem Yashinon 3.5/80 Aufnahmeobjektiv, deren Verschluss leider recht schnell nachdem ich sie hatte kaputt ging. Schade, denn die hätte das Zeug dazu gehabt, mich für MF zu begeistern.
Reflekta Junior (6×6) (E.Ludwig Meritar 3.5/7.5 cm)
Zu dieser Kamera habe ich hier und hier schon was geschrieben.
Zwischendurch durfte ich die Lomo Belair eines Foto-Freundes testen. Eine schöne Kamera, aber warm wurde ich mit ihr nicht. Und die relativ neu zugagangene Photax III Blindé habe ich bisher noch gar nicht richtig ausprobiert. Auch meine Lomo Lubitel 166+ ist doch eher eine sub-optimale Lösung und sogar für mich, der in hohem Maße kompromissbereit ist, zu kompromissbehaftet.
Irgendwie legte ich also immer wieder ausgedehnte Mittelformat-Pausen hin, entweder weil die Kameras mich nicht so richtig gewinnen konnten, weil mir die Filmentwicklung zu teuer war, weil ich nicht so ewig lange darauf warten wollte oder weil ich mich erst wieder in der S/W-Entwicklung reinfuchsen musste.
Das war ja bis vor kurzem mein letztes Projekt: die Selbstentwicklung der mit Voigtländer Bessa aufgenommenen Fotos. Das hat Spaß gemacht, in mir aber erneut nicht wirklich den Drang geweckt, auf Mittelformat zu fotografieren.
Oder vielleicht doch!
Zwar nicht aufgrund einer überlegenen Bildqualität, denn die habe ich mit meinen MF-Kameras bisher nicht erlebt – was auch kein Wunder ist, denn es waren ja immer ziemlich preisgünstige Modelle; nein, gerade weil in mir der Gedanke reifte, dass da doch „noch was sein“ müsse. „Richtiges“ Mittelformat wollte ich ausprobieren. Die regelmäßigen Blogbesucher wissen es schon: die Pentax 645 kam ins Haus.
Jetzt ist schon die dritte Rolle des Kodak Portra 160 in der Pentax und die ersten beiden Rollen sind in der Entwicklung. Ich bin gespannt, ob ich den Mittelformat-Weg nun zu Ende gegangen bin. Und nein, ich erwarte nicht unbedingt eine bessere Leistung, bessere Bilder als mit beispielsweise meiner Nikon Df oder meiner Fuji X-T1. Ich erhoffe mir aber „andere“ Bilder. Eine Analogie mag dies vielleicht erklären: Mit der Fuji X-T1 zu fotografieren ist wie in einem top-modernen und super ausgestatteten japanischen Mittelklasseauto zu fahren. Es ist alles da, was man braucht und mehr. Es ist in hohem Maße zuverlässig und kann einfach so ziemlich alles. Mit der Pentax 645 zu fotografieren ist hingegen eher wie eine Fahrt in einem klassischen Land Rover: sie ist groß und schwer, es zieht und es röhrt beim Fahren. Allerdings spielt da auch eine gehörige Portion „Coolness“ mit. 😉
Und bald ist auch ein Mittelformat-Scanner im Haus. 😉