Kameras als Modeartikel?

Im Heft 24 von „Licht + Schatten“ hat schon „Fotofreundin Eva“ über die Kamera als Modeattribut philosophiert. Immerhin 1956. Doch meiner Beobachtung nach ist die Kamera an sich erst in den letzten Jahren immer mehr zu einem Accessoire geworden. Vor allem, und das öffnet diesem Text den Weg in diesen Blog, sind es formschöne Analogkameras, die heute in den Fußgängerzonen der deutschen Großstädte umhergetragen werden, meist locker an einem schmalen Lederbändchen oder einem Indy-Kameragurt über der Schulter gehalftert.  Wie oft in diesem Apparaten denn auch wirklich ein Film steckt, bleibt unerwähnt. 😉

Diese modische Erscheinung folgt dem topaktuellen Retro-Look der urbanen Hipster-Gemeinde. Ah, „retro“! Klasse!

Auch die Kamerahersteller haben dies erkannt und bringen – dem Himmel sei Dank – Kameras auf den Markt, die nicht nur gut funktionieren, sondern auch noch gut aussehen. Darauf habe auch ich, der ich nun weiß Gott kein Hipster bin, sehnsüchtig gewartet. Fuji hat die X-Serie, Nikon bringt die „Df“ und Leica ist dem „M-Design“ ohnehin schon seit Jahrzehnten treu.

Nun, da Kameras auch „schön“ sein dürfen, taugen sie eben auch als Modeobjekt. Und schwupps entwickeln sich Strömungen weiter. Hardcore-Hipster schultern nicht mehr moderne Retro-Digicams, sondern echte Chromkameras aus den 60ern, fotografieren aber kaum damit (siehe oben), dafür laden sich Smartphone-Fetischisten „Apps“ auf ihren Kamerafernsprecher, mit denen sie die Bildeffekte der analogen Zeit digital simulieren. Ja, mache ich auch. Macht einen Heidenspaß (auch an Weihnachten ;)).
Absurd wird es aber dann, wenn ein Hipster-Anführer eine schöne Sucherkamera ohne Film spazieren führt und dann mit seinem iPhone 5 und Hipstamatic digitale Fotos auf alt getrimmt schießt. (Übrigens, eben dieses Hipstamatic macht in der neuesten Version wohl auf älteren iPhones massive Probleme. Das ist schon beinahe wieder lustig.)

Ich kann ja verstehen, dass man sich auf der Suche nach Authentizität, die im digitalen Zeitalter schnell verloren geht, wieder nach den Geräten sehnt, die man als End-30er noch aus seiner Kindheit kennt, doch dieser modisch-fotografische 1-vor-2-zurück-Foxtrott hat nur wenig mit authentischem Verhalten zu tun.

Leute, nehmt Klamotten für die Mode und Kameras für die Fotos. Das macht Spaß, probiert’s mal aus. (Sagt der, der heute einen ISO1600-Film in seiner OM10 angefangen hat.)

{Zu diesem Thema auch:  Will the Smartphone ever replace the camera? Let’s get Hipstamatic – By Ibraar Hussain}

Ein Gedanke zu “Kameras als Modeartikel?

  1. Pingback: „Kameras als Modeartikel“ (Teil 2) – RetroCamera.de

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