„Wenn schon Kleinbild, dann bitte auch dort, wo es Sinn macht!“
So lautet der Untertitel dieses Blogpostings und er ist genauso gemeint. Ich halte den zur Zeit im Markt gepushten Drang nach „digitalem Vollformat“ für einen Hype. „Vollformat“ ist nur für eine kleine Zahl an Hobbyfotografen wirklich notwendig. Und machmal artet es sogar in eine Art Dogmatismus aus.
Dennoch gibt es – ohne jede Diskussion – Situationen, in denen ein Kleinbild-Sensor Vorteile gegenüber einem APS- und erst recht gegenüber einem µ4/3-Sensor verspricht. Eine solche Situation ist die Notwendigkeit, extrem freistellen zu müssen oder wollen.
Mit „Freistellen“ meine ich die Isolierung eines fotografischen Subjektes vom Hintergrund durch eine gezielt eingesetzte, knappe Schärfentiefe. Häufig wird dieser Effekt ebenso übermäßig strapaziert wie beispielsweise HDR. Immer, wenn ein fotografischer Effekt übertrieben wird, verliert ein Bild meines Erachtens an Ästhetik. Wenn ich beispielsweise ein Gesicht mit einem 1.4/85-Objektiv aus normaler Portrait-Distanz (und damit beinahe bildfüllend) bei Offenblende abbilde, dann kann es leicht passieren, dass das eine Auge noch scharf dargestellt wird, das andere aber – aufgrund des sehr kleinen Schärfebereiches – schon unscharf ist. Wirklich viel Sinn macht das für mich nicht. Ich werde also bei einem 85er recht schnell auf Blende f/2.8 abblenden. Doch dann kann ich auch ein 2.0/50 an APS nutzen.
Sei’s drum, vielleicht möchte man ja diese extrem knappe Schärfentiefe und dann gibt es zum digitalen Kleinbild kaum eine bezahlbare Alternative.
Gleiches, und noch im stärkeren Maße, gilt, wenn man eine knappe Schärfentiefe mit einem weiten Bildwinkel kombinieren möchte. Für meine EOS 5D (und jetzt noch immer für meine EOS 5) habe ich ein Sigma 1.8/24. Damit kann ich bei Offenblende Fotos machen, die mir an einer APS-Kamera nicht möglich sind. Dazu bräuchte ich ein 1.2/16. Solch ein Objektiv gibt es nicht für APS. OK, 24mm bei f/1.8 mag einem ja vielleicht extrem vorkommen, doch man erreicht damit die Bildwirkung einer Mittelformatkamera. Selbst, wenn man diesen Parameter etwas abmildert, etwa auf ein 2.0/28, dann bräuchte ich für eine vergleichbare Bildwirkung ein 1.4/19 für eine APS-Kamera. Auch dies gibt es nicht. (Fuji kommt mit dem 2.0/18 da am nähesten heran.)
Hier schlägt also die Stunde des Kleinbildes – und damit auch die der Sony A7.

Das hier gezeigte Minolta Rokkor 2/28 galt schon zu seiner Zeit als außergewöhnlich gutes Objektiv. Ich bezeichne es – in Anlehnung an die zeitweise Kooperation von Minolta und Leica – gerne als „Summicron-R 2/28, das Leica nie gebaut hat“. 😉
Adaptiert an die A7 ist und bleibt es ein 28mm-Objektiv mit Offenblende f/2.0. Das bewirkt eine deutliche Freistellung bei einem Bildwinkel von ca. 65° und damit schon eindeutig weitwinklig. Solche Bilder sind ohne weitere Tricks mit einer APS-Kamera einfach nicht möglich…



Diese Freistellung kann auch genutzt werden, um ein Subjekt im Raum schweben zu lassen. Es bewirkt eine Art „3D-Effekt“.

Ich denke es ist deutlich geworden, dass in meinen Augen der echte Vorteil des Kleinbildes in der Kombination aus Weitwinkel und Subjektfreistellung liegt.
Und die Sony A7 harmoniert sehr gut mit dem 28er Rokkor! Das „Peaking“ von Sony ist unerreicht, was das manuelle Fokussieren auch ohne Bildschirmlupe sehr angenehm und schnell macht. Der EVF der A7 ist nichts anderes als ausgezeichnet und steht einem optischen Sucher in nichts mehr nach (solange man bei halbwegs gutem Licht fotografiert).
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Die Fotos sind während eines Besuches im Haus meiner Eltern entstanden.
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